Wo Unrecht geschieht, ist es Pflicht, einzuschreiten.
Rezension
"Die Lichter unter London 1: Verloren Städte"
von Anne Herzel
Als Maeve O’Sullivan es nicht länger aushält, wie andere Studierende gehänselt werden, versucht sie, den Mobbern Einhalt zu gebieten, und wird dabei in eine Wette verstrickt. Wenn sie es schafft, in die Katakomben von London hinabzusteigen und dort einen Splitterkristall zu bergen, werden die Mobber sie und alle anderen zukünftig in Ruhe lassen. Als Studentin ist es ihr noch verboten, in den First Drop hinabzusteigen, und doch tut sie es, um für sich und andere einzustehen. Allerdings hätte sie nie damit gerechnet, was sie in den Katakomben von London erwartet.
Im Vorfeld habe ich mich schon sehr auf das Buch gefreut, weil sich ein Streifzug durch die Katakomben von London einfach so gut angehört hat, und ich wurde auch nicht enttäuscht, als ich endlich die Möglichkeit hatte, das Buch zu lesen. Denn es dauert zu Beginn des Buchs nicht lange, bis Maeve all ihre Vorsicht über Bord wirft und ohne Genehmigung in den First Drop hinabsteigt.
Am Anfang hatte ich noch das Gefühl, dass sich die Katakomben unter London gar nicht so sehr von einem Bergwerk unterscheiden, bis Maeve auf die ersten Bewohner dieser Tiefen trifft. Zwar hat sie schon in ihren Vorlesungen von diesen Bewohnern gehört, aber es ist natürlich noch einmal etwas völlig anderes, wenn sie direkt vor ihnen steht. So muss sie mit Lava-Schweinen klarkommen, einer hungrigen Frenzy Plant entkommen, vor einem Breitschlund oder einer Magmaschnecke flüchten und versuchen, jede Begegnung zu überleben. Denn Teil des Deals war es, dass sie es wieder lebend an die Oberfläche schafft. Doch die Flora und Fauna der Katakomben ist ziemlich tödlich, und nur das Wissen aus ihren Vorlesungen hilft ihr manchmal, die Begegnung zu überleben.
Aber nicht nur das Wissen hilft ihr, sondern sie bekommt zusätzlich noch Gesellschaft von einem anfangs sehr unsympathischen Zeitgenossen, dem rätselhaften Blaise. Obwohl er ein Mensch ist, scheint er in den Katakomben zu leben und erschwert Maeves Plan, einen Splitterkristall zu bergen, denn er vertraut ihr nicht. Er denkt, sie sei wie die anderen „Mudlarks“, die in die Tiefen vordringen und alles zerstören, was sie in die Finger bekommen. So dauert es anfangs eine Zeit lang, bis Blaise und Maeve zusammenarbeiten, aber das langsame Annähern hat mir ziemlich gut gefallen.
Denn durch Blaise bekommt Maeve auch eine neue Sicht auf den „Beruf“, den sie nach ihrem Abschluss an der Akademie ausüben möchte. Anders als sie gelernt hat, scheinen die Mudlarks keine guten Absichten in den Katakomben zu verfolgen, und so schlägt sie sich auf die Seite der Katakombenbewohner. Ich fand diese Entwicklung in der Geschichte sehr gut, denn auch als Leser hat man immer mehr das Gefühl, dass die Katakomben zwar tödlich sind, aber sie vielleicht nur tödlich sind, um ihr Überleben zu sichern.
Ich bin auf jeden Fall total fasziniert von dieser Welt und freue mich schon sehr auf den zweiten Band. Dadurch kann ich jedem dieses Buch empfehlen, der eine Geschichte über eine junge Frau lesen möchte, die, um für sich und andere einzustehen, selbstlos in die Katakomben von London hinabsteigt.
Vielen lieben Dank an den CrossCult-Verlag für das Rezensionsexemplar! 💖
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