Der Ozean kennt niemals die völlige Ruhe..

 Rezension 

"Rising Bahia: Tochter der Meeresgöttin"

 von Mo Schneyder 

Jul ist eine Fashion-Influencerin auf Monstagram und arbeitet in einer kleinen Boutique in Münster. Sie lebt mit ihren beiden Müttern Jutta und Song-Hee zusammen, die sie liebevoll umsorgen. Es ist nun bereits ein Jahr vergangen, seitdem Juls ihr Abitur gemacht hat und obwohl beide Mütter Verständnis für Juls Situation mitbringen, wüssten sie schon gerne, was sie nun mit ihrem Leben anfängt. Um dies herauszufinden, reist Juls nach Brasilien auf der Suche nach ihren Wurzeln. Doch kaum trifft sie in diesem Land ein, merkt sie, das dort einiges im Argen liegt. Ein wahnsinniger Präsident versetzt die Bevölkerung in Angst und Schrecken und nur eine kleine Gruppe von Capoeira-Kämpfer bringt den Mut auf sich ihm entgegenzustellen.

Nachdem ich schon „Torn into Pieces“ von Mo Schneyder gelesen habe, musste ich auch unbedingt ihr neues Buch „Rising Bahia“ lesen. Von Anfang an wirkte dieses Buch anders als andere Bücher auf mich. Es ist ein Buch unserer Zeit, denn Jul steht quasi repräsentativ für die Millennials-Generation. Sie weiß nicht so recht, was sie beruflich machen will, da ihre viele Wege offenstehen, aber als sie die Chance sieht, etwas (politisch) zu bewegen in einem Land, das jede Hilfe brauchen kann, um sich gegen einen größenwahnsinnigen Diktator durchzusetzen, ist sie Feuer und Flamme. Sie vertritt andere Werte als noch Generationen vor ihr und ich fand es interessant, sie auf ihrem Weg zu begleiten.

Dabei merkt man im Laufe der Geschichte, dass Juls trotz ihrem selbstbewussten Auftreten ständig auf der Suche nach ihrer Identität ist. Sie ist zwar erfolgreich, auf Monstagram, aber kann sie sich wirklich darüber freuen, wenn es Menschen gibt, die als einzigen Ausweg sehen, Drogen zu verkaufen, um ihre Familie zu ernähren? Wer ist sie eigentlich, wenn sie diesen Zustand einfach nur wahrnimmt und nach 6 Monaten wieder in ihre gewohnte Umgebung nach Deutschland abhaut? Nach und nach wird sie sich ihres privilegierten Lebens bewusst und möchte den Menschen in der Favela helfen.

So trifft sie auf eine Gruppe von Capoeira-Tänzer, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, gegen den Präsidenten von Brasilien Jorge M. Ramos vorzugehen, obwohl dieser schon längt Capoeira verboten hat. Ich fand es sehr mutig von Jul, dass sie sich so selbstverständlich dem Kampf um ein freies Brasilien anschließt und ihre Reichweite bei Monstagram ausnutzt, damit auch andere Länder von den Zuständen in Brasilien erfahren. Nur manchmal hatte ich das Gefühl, dass sie sich viel zu blauäugig in gefährliche Situationen begibt.

Allerdings ist sie, aber auch kein gewöhnlicher Mensch und damit kommen wir zu meinem Highlight dieses Buchs, denn es gibt Götter und Götterboten. Sie werden in diesem Buch Orishas genannt und es gibt 16 verschiedene Götter, die von Sklaven aus Afrika mitgebracht worden sind. Als personifizierte Naturgewalten leihen sie bestimmten Personen ihre Kräfte und Götterboten stehen beiden Seiten zur Kommunikation zur Verfügung. Diesen Teil der Geschichte fand ich ziemlich interessant und ich habe mich gefreut, mehr über die alten Götter zu erfahren.

Aus diesem Grund kann ich jedem dieses Buch empfehlen, der die Geschichte über eine mutige Frau lesen möchte, die ihre Privilegien hinter sich lässt, um dem Volk ihrer Urahnen zu helfen.

Kommentare

Beliebte Posts