Die Möglichkeit, dass Träume wahr werden können, macht das Leben erst interessant.

 Rezension 

"Die Wintergarten-Frauen. Der Traum beginnt"

 von Charlotte Roth

 

Nina von Veltheim, die von ihrem Vater nur liebevoll „Pippa“ genannt wird, wächst mit ihrem Zwillingsbruder Carlo wohl behütet auf einem Landgut in der Uckermark auf. Sie ist ein regelrechter Wildfang und belebt das Gut schon von ganz allein, sodass ihr Vater bereits in jungen Jahren eine talentierte Schauspielerin in ihr sieht. Allerdings erlaubt sich Nina lange Zeit den Gedanken nicht, dass sie das Talent dazu hätte. Doch als ihr Vater im Krieg fällt, beschließt sie ihren gemeinsamen Traum zu erfüllen und in das brodelnde Berlin zu ziehen, um eine berühmte Schauspielerin zu werden.

Am Anfang brauchte ich meine Zeit, um mich an den Schreibstil von Charlotte Roth zu gewöhnen, da er schon sehr beschreibend ist und manche Gegebenheiten nicht ausgesprochen werden, sondern sich aus der Situation ergeben und man dadurch sehr aufmerksam lesen muss. Allerdings hatte ich mich nach 1-2 Kapiteln daran gewöhnt und ich konnte den Auftakt der Wintergarten-Frauen vollends genießen.

Vor allem der Charakter Nina von Veltheim hat mir besonders gut gefallen, denn ich konnte mich von Anfang an mit ihr identifizieren. Viele Beobachtungen, die sie im Laufe des Buches macht und danach in Worte fasst, sind so zutreffend, dass ich sie mir nur markieren konnte (was ich sonst eigentlich in Büchern tunlichst vermeide). Wenn Nina z.B. solche Sätze sagt wie: „Ich habe hier nichts, und daheim bei euch habe ich so gut wie alles. Dennoch kann ich das Nichts nicht aufgeben, Carlo. Es ist so schwer, sich als Frau ein bisschen Boden zu erkämpfen, irgendwo einen Fuß in einen Türspalt zu schieben. Ich habe nicht gewusst, dass es so schwer sein würde, und es hat mich alles gekostet, was ich aufbringen konnte. Ich kann es nicht loslassen. Auch wenn es nichts ist und das Ganze klingt, als wäre es verrückt.“, dann geht mir das Herz auf, denn es ist einfach so wahr und ich bewundere Nina für ihren Mut weiterzukämpfen. Denn im Laufe des Buches kriegt sie einige Steine in den Weg gelegt, obwohl sie talentierter ist als ihre männlichen Kollegen. Diese nehmen sie nicht ernst und erwähnen sie in Theater-Produktionen nur, wenn etwas schief gelaufen ist.

Nur der Schauspieler Anton hilft ihr beim Theater gehört zu werden. Allerdings macht dies ihre Beziehung von Anfang an kompliziert. Denn Nina möchte aus eigener Kraft ihren Traum wahr werden lassen. Wenn Anton ihr dabei hilft, hat sie das Gefühl, dass sie diesen Erfolg nur erreicht hat, weil ein Mann sie mit Aufmerksamkeit bedacht hat. Anton sieht dies etwas anders, denn er möchte sich für Nina einsetzen, weil Nina ihm ans Herz gewachsen ist. Ich fand es spannend, ihre Beziehung zueinander mitzuverfolgen, wenn ich auch von Anfang an keine Zukunft in ihrer Beziehung gesehen habe. Vielleicht finden sie erst mit der Zeit zueinander, vielleicht auch nicht auf jeden Fall finde ich es gut, dass sich Nina in diesem ersten Band auf ihre „Karriere“ konzentriert.

Darüber hinaus fand ich es auch schön, wie Nina im Laufe der Zeit die unterschiedlichsten Personen zu einem Ensemble vereint und ihre jeweiligen Stärken erkennt und in einem Theaterstück verwebt. So wird die Schlangenfrau Jenny eine ihrer engsten Verbündeten und Jenny hilft ihr auch sich in Berlin zu orientieren.

Ich bin auf jeden Fall gespannt, wie sich die Geschichte von Nina von Veltheim weiterentwickeln wird und freue mich auf die weiteren Bände. Alles in allem kann ich jedem dieses Buch empfehlen, der ein Buch über eine starke Frau lesen möchte, die sich von Niemanden aufhalten lässt, um ihren Traum zu verwirklichen.

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