Man kann keine neuen Ozeane entdecken, hat man nicht den Mut, die Küste aus den Augen zu verlieren.

 Rezension 

"Die Weltenseglerin" von Nadja Raiser 

Mariella hält es in Serpa nicht mehr aus, als ihr Vater sie bei einem Kartenspiel an einen gewalttätigen Säufer verkauft. Ohne darüber nachzudenken, verkleidet sie sich als Mann und schleicht sich an Bord eines der Schiffe, die ihren Onkel Fernando Magellan von Spanien zu den Gewürzinseln Indonesiens begleiten. Zwar bekommt sie Unterstützung durch ihre Haushälterin Emi, doch beide hätten nie damit gerechnet, was sie auf dieser Reise erleben werden.

Als ich die Bücher gesehen hatte, die für den HOMER-Literaturpreis nominiert wurden, hat mich am meisten das Buch „Die Weltenseglerin“ angesprochen. Zum einen wegen des Covers, das ich sehr ansprechend fand, und zum anderen während des Hinweises auf den Seefahrer Fernando Magellan. Dieser Name begegnete mir schon in anderen Werken und ich war neugierig darauf, wie er in die Geschichte der jungen Mariella verwoben wird.

Zunächst beginnt die Geschichte wie ein großes Abenteuer, und Mariella wirkt noch unbeschwert und auch ein wenig naiv. Doch sobald auffliegt, dass sie kein Mann ist, wird die Sache um einiges komplizierter und das Abenteuer verwandelt sich zunehmend in einen Albtraum für Mariella. Ich fand diese Wandlung spannend, da ich am Anfang schon etwas Angst hatte, dass Mariella ein realitätsfernes Abenteuer erlebt. Denn früher war es eben unvorstellbar, dass eine Frau auf einem Schiff mitfährt, selbst wenn man mit dem Kapitän verwandt ist. So muss Mariella sich erst einen Platz an Bord erkämpfen und ist auch dann trotzdem noch nicht gänzlich akzeptiert.

Das Leben auf See ist rau und voller Gefahren, wobei die größte Gefahr für Mariella wohl von den Menschen an Bord ausgeht. So ist sie zwar befreit vom Ehegelübde, das ihr Vater für sie arrangiert hat, und doch wieder gefangen an Bord eines Schiffes. Nur Juan Sebastián de Elcano scheint ernsthaft um ihr Wohlergehen besorgt, wenn ihr Onkel dies auch nicht gerne sieht. Obwohl es von Anfang an offensichtlich ist, wie diese Liebesgeschichte ausgehen wird, wollte ich es trotzdem Schwarz auf Weiß lesen und habe gehofft, dass ich mich irre.

So entpuppte sich „Die Weltenseglerin“ nicht als romantisches Abenteuer auf den Weltmeeren, sondern als intensives und entbehrungsreiches Abenteuer einer jungen Frau, die erst ans Ende der Welt reisen musste, um ihren Platz in der Welt zu finden. Mir hat die Geschichte gut gefallen, wenn ich mir auch für eine spätere Szene im Buch eine Triggerwarnung gewünscht hätte.

Ich kann jedem dieses Buch empfehlen, der auf der Suche nach einem Abenteuer mit einer jungen Frau und ihrem berühmten Onkel Fernando Magellan ist.

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