Die Schrecken von Jack the Ripper neu interpretiert

Rezension

"Schatten über Whitechapel" von Sandra Binder


Maxine Atwood ist eine Alkoholikerin, versteckt sich vor dem Vermieter, damit sie das Geld für die Miete nicht aufbringen muss, tauscht sexuelle Gefälligkeiten gegen polizeiliche Informationen und denkt rund um die Uhr an Gin. Allerdings ist sie aber auch Privatdetektivin und als die Leiche einer Prostituierten gefunden wurde, die neben ihrem Namen noch weitere Ähnlichkeiten zu ihr besitzt, befindet sie sich mitten in einem perversen Spiel eines Serienmörders. Leider bleibt dieser erste Mord noch lange nicht der letzte und schnell wird klar, dass die Art der Darstellung der Morde, den Morden von Jack the Ripper im Jahre 1888 ähneln. Für Maxine bricht eine Welt zusammen, da mit den damaligen Morden vor 130 Jahren ihre eigene Misere erst begonnen hat. Es wird Zeit, sich ihrer Vergangenheit zu stellen und den Mörder ein für alle Mal dingfest zu machen.

Besonders gut gefallen hat mir der ständige Wechsel der Zeiten. Man erhält einen umfassenden Einblick in das Wirken von Jack the Ripper im Jahre 1888 mit allen pikanten Details der Ermordungen und gleichzeitig erfahren wir auch, wie sich die Ermittlungsarbeit von Maxine im Jahre 2018 entwickelt. Dadurch entsteht eine gewisse Spannung, weil der Leser von Anfang mit Details der Ermittlungen konfrontiert wird. Ebenso kann der Leser alle Briefe und Botschaften, die Jack an Maxine schickt selbst lesen und sich so von dem Wahnsinn dieses Mörders überzeugen.

Allerdings muss ich ehrlich sagen, dass ich etwas andere Erwartungen an das Buch hatte. Als ich damals den Klappentext gelesen hatte, dachte ich, dass mich ein „Krimi“ erwartet, aber nach den anfänglichen Kapiteln, wurde schnell klar, dass es mehr eine Art „Fantasy-Krimi“ ist. Maxine Atwood ist kein Mensch, sondern ein gefallener Engel, der in Ungnade gefallen ist, weil er angeblich in der Oberwelt einen Mord begangen hat. Als Strafe wird sie in die Menschenwelt verbannt, in der sie ihre Tat wieder gut machen soll. Leider gelingt ihr dieses Vorhaben nicht, wie sie sich anfangs gedacht hat, und sie muss 130 Jahre auf der Erde ihr Dasein fristen. Ihr zur Seite steht ihr ein Dämon namens Jonas, der wiederum aus der diktatorischen Unterwelt geflüchtet ist, um in der Menschenwelt ein besseres Leben zu haben. Wer keine Probleme damit hat, dass neben einem bestialischen Serienmörder noch Engel und Dämonen auftauchen wird bei diesem Buch voll auf seine Kosten kommen. Bei mir ist diese Rechnung leider nicht ganz aufgegangen, da ich eben auf einen schaurigen Krimi gehofft habe mit akribischer Ermittlungsarbeit. Nichtsdestotrotz wurde ich gut unterhalten, wenn es auch eben einfach nicht mein Fall war.

Demnach kann ich jedem dieses Buch empfehlen, der nichts gegen einen Fantasy-Krimi hat und gerne Geschichten von Engeln und Dämonen liest! 😊


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