Gut Ding will Weile haben: die Abenteuer des jungen Kelsar

Rezension

"Die Welt der Anderen - Zwei Pfade" von Tobias Schiller


Der junge Kelsar lebt friedlich mit seinen Eltern zusammen in einer Siedlung auf dem Planeten Drokar. Doch der Friede hält nicht lange an. Kurz nachdem Kelsar und sein Vater beschließen seine Mutter besuchen zu gehen, wird die Siedlung von Plukarer angegriffen. Machtlos muss Kelsar mitansehen, wie die Plukarer seine Mutter entführen und seinen Vater geblendet am Boden liegen lassen. In Kelsar reift der Entschluss stärker zu werden, damit er nie wieder machtlos mitansehen muss, wie Menschen, die er liebt, verletzt werden. Nachdem sein Vater eines Tages auch spurlos aus der Siedlung verschwindet, treibt die Sehnsucht auf ein neues Leben Kelsar an seine Siedlung zu verlassen und eigene Entscheidungen zu treffen. Eine spannende Reise beginnt, auf der Kelsar viele neue Orte entdeckt, Freundschaften schließt und sogar die Liebe kennenlernt.

Besonders gut gefallen hat mir, dass Kelsar genau soviel Vorwissen über die Welt und ihre Bewohner mitbringt, wie der Leser selbst, sodass man mit Kelsar zusammen die Welt unvoreingenommen kennenlernen und sich selbst seine eigene Meinung zu den Zuständen auf Drokar bilden kann. So lernt man zunächst die Ferraner, das Volk von Kelsar kennen, die Alag, der weibliche Gegenpart zu den Ferranern, die Karus und die nicht gerade freundlich gestimmten Plukarer. Allerdings ist die Reise von Kelsar nicht nur auf Drokar beschränkt und im Laufe der Geschichte führt ihn sein Weg auch nach Seisur. Dort erwarten ihn z.B. interessante Völker, wie die Ekeks, Vögel mit einer nicht gerade üppig ausgestatteten Gedächtnisleistung.

Während seiner Reise trifft Kelsar immer wieder auf interessante Charaktere, wie z.B. einem uralten Sakren mit denen er tiefgründige Gespräche führt. Gerade in der Mitte des Buches kommen diese Dialoge gehäuft vor und regen den Leser automatisch zum Nachdenken an. Mir persönlich ging es so, dass ich überhaupt nicht das Bedürfnis hatte über diese Dialoge schnell hinweg zu lesen, sondern habe mir bewusst die Zeit genommen und bestimmte Stellen 2-3 Mal gelesen, um mich selbst zu fragen, wie ich zu einer gewissen Position stehe. Ein Zitat, das mir immer noch, auch nach dem Ende des Buches, im Kopf schwirrt, ist: „Wir alle haben die Wahl, ob wir handeln oder ob wir ertragen. Ob wir etwas tun, oder ob wir die Augen vor dem verschließen, was genau getan werden muss. Nicht nur für uns selbst, sondern für uns alle.“ Dieses Zitat soll nur stellvertretend für die vielen Stellen stehen, die mich berührt und mich zum Nachdenken angeregt haben.

Ebenso fand ich den Anfang des Buches sehr schön gewählt, da ich es mag, wenn die Geschichte am Ende beginnt und die Geschehnisse, wie es zu diesem Ende kam, nach und nach erzählt werden. Dies führt dazu, dass ich dann meistens nochmal den Anfang lesen muss und so alle Geschehnisse noch einmal Revue passieren lasse.

Mein absoluter Lieblingscharakter dieses Buches ist der kleine Begleiter von Kelsar, Avuk. Obwohl er gerade am Anfang nicht viel zu den Geschehnissen zu sagen hat, aber dafür zum Ende hin eine kleine Plaudertasche wird, habe ich ihn bereits direkt von Anfang an ins Herz geschlossen. Kelsar und Avuk bilden ein gutes Team und Avuk schafft es immer wieder nach einer traurigen Szene alle mit seinen Kommentaren aufzuheitern.

Demnach bleibt mir nur zu sagen, dass ich jedem dieses Buch empfehlen kann, der sich nur irgendwie für das Fantasy-Genre erwärmen kann. Das Buch enthält vielfältige Konflikte, Weisheiten und Lehren, dass auch jemand, der vielleicht dem Fantasy-Genre nicht so viel abgewinnen kann, seinen Spaß daran finden wird. Ich finde das Buch hat riesiges Potenzial und ich hoffe der Autor wird die Aufmerksamkeit dafür bekommen, die er durch das Schreiben dieses Buches verdient hat! 😊

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