Verborgene Bedrohungen überschatten Andral

Rezension

"Feuer & Schatten: Die Andral Chroniken" von Kai Herrdum


Die Welt von Andral wird direkt zu Beginn von mehreren Bedrohungen überschattet. Die Tobor’ákin, sehnige, steinhäutige Wesen, greifen das Reich von Süden aus an und schaffen es durch ihre Brutalität und Unnachgiebigkeit ganze Dörfer und Städte dem Erdboden gleich zu machen. Zur gleichen Zeit bemerken die Bewohner von Ulerion, der Hauptstadt von Illwyss, dass jemand auf der Toteninsel, die ihnen direkt gegenüber liegt, Lichter entzündet hat. Ein schlechtes Zeichen, dass die Bevölkerung in Aufruhr versetzt, erinnert es sie doch an einen Krieg gegen einen der mächtigsten Magier, den es bis dato gegeben hat. Damit nicht genug lauern auch Assassinen verborgen in den Straßen von Ulerion und fordern nach und nach ihre Opfer, die alle miteinander verbunden zu sein scheinen. Konfrontiert mit dieser Ausgangssituation, müssen die Hauptcharaktere auch ihre jeweiligen Einzelschicksale bewältigen. Da wäre z.B. Zen, ein Magier der Feuergilde, der Zeuge einer Verschwörung seines Gildenmeisters wird und schnell merkt, dass eine Flucht, die einzige Option ist, um zu überleben oder Thóran Leinenhand, der sich bald in einer Zwickmühle zwischen seiner Pflicht und seinem persönlichen Familienglück befindet. Dies ist der Auftakt eines spannenden neuen Fantasy-Epos.

Besonders gut gefallen hat mir, dass es nicht nur einen Hauptcharakter gibt, sondern man die Welt von Andral aus vielen verschiedenen Augenpaaren erlebt und man somit auch verschiedene Meinungen und Perspektiven präsentiert bekommt. Wie soeben in der Zusammenfassung erwähnt gehören zu den Hauptcharakteren Zen und Thóran Leinenhand. Komplementiert werden sie durch Seido, einem Magier der Wassergilde und dem Überlebenden, der seit vielen Jahren auf den Straßen Ulerions lebt. Jeder hat seine eigene persönliche Geschichte und seinen eigenen individuellen Charakter. Dies hat z.B. bei mir dazu geführt, dass ich mit einigen Charakteren schneller warm wurde als mit anderen. Zen war für mich am Anfang ein kleines Sorgenkind, da er mir zu kleinkindhaft und verweichlicht vorgekommen ist. Jedoch wächst er im Verlauf der Geschichte an seinen Aufgaben und man sieht spürbar eine charakterliche Entwicklung am Ende des Buches, was mich versöhnlich zurückgelassen hat.

Neben den Hauptcharakteren gibt es auch viele Nebencharaktere, die im Gedächtnis bleiben und die Geschichte gut ergänzen. Da wäre z.B. Einfall, ein verrückter Wissenschaftler, Vika Feinklinge, die Wachführerin von Ulerion, Shiva, ein Menschenkind, das unter Elfen aufgewachsen ist oder Aschevogel, eine begnadete Heilerin, zu nennen.

Ebenso ist eine große Stärke des Buches, dass alle Einzelschicksale und kleineren Nebengeschichten miteinander verwoben sind und zum Ende hin auf einen gemeinsamen Nenner hinlaufen. Auch treffen sich die Hauptcharaktere im Verlauf der Geschichte immer mal wieder und geben in den unterschiedlichen Konstellationen ein richtig gutes Team ab.

Zudem hat der Autor eine gute Mischung aus lustigen und traurigen Szenen getroffen. Szenen, wie das Schicksal des Überlebenden oder die Machtlosigkeit der Hinterbliebenen einer Schlacht berühren und lassen den Schmerz gut nachempfinden, aber gleichzeitig gibt es auch genug Szenen, wie der Dialog der Räuber Grabbelhand und Faulzahn, die einen herzhaft lachen lassen. Ebenso kommt auch die Spannung nicht zu kurz und man fiebert, fast wie in einem Krimi, bei den Ermittlungen von Thóran und Vika in Ulerion mit und hofft sie finden schnell den Verantwortlichen der Morde an den Mitgliedern der letzten Wacht.

Demnach bleibt mir nur noch zu sagen, dass ich jedem dieses Buch empfehlen kann, der gerne Fantasy-Bücher liest, in denen eine neue Welt erschaffen wird, die dazu einlädt, entdeckt zu werden und von der man schon jetzt einfach nicht genug bekommt. Ein rundum gelungener Auftakt! 😊

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