Wer die Freiheit aufgibt, um Sicherheit zu gewinnen, wird am Ende beides verlieren

 Rezension 

"Die Stadt am Ende der Welt" von Thomas Mullen 

 

1918: Der Erste Weltkrieg neigt sich so langsam seinem Ende. Doch viel Zeit, um sich zu erholen bleibt nicht, da sich schon neue Schrecken ankündigen: Die Spanische Grippe. Ein kleines Städtchen namens Commonwealth, das sich tief in den Wäldern von Washington befindet, reagiert schnell auf die ersten beunruhigenden Meldungen aus den größeren Städten und verhängt eine Quarantäne über die Stadt. Niemand darf mehr die Stadt verlassen. Gleichzeitig darf auch niemand mehr die Stadt betreten. In der Folge werden Grenzposten errichtet, die Eindringlinge davon abhalten sollen, in die Stadt zu gelangen. Als eines abends Philip Worthy, der Adoptivsohn des Stadtgründers und Graham auf ihrem Wachposten stehen, versucht ein halb verhungerter Soldat sich unbefugt Zutritt zu verschaffen. Ihnen bleibt nichts anderes als den Soldaten zu erschießen. Aber war das die richtige Entscheidung?

Schon zu Beginn hat mich das Buch gefangen genommen. Ich war direkt von der Atmosphäre gepackt, die so düster und bedrückend wirkt. Am Anfang sind mir viele Fragen im Kopf herumgeschwirrt „wer sind die Bewohner von Commonwealth? Warum die Quarantäne?“, da zuerst sehr viel Zeit im Buch vergehen muss, bevor man eine Ahnung davon bekommt, um was es wirklich geht. Diese Zeit empfand ich aber nicht als zäh, sondern es bleibt spannend und man möchte unbedingt wissen, wie die Geschichte endet.

Zudem fand ich die Fragen, die sich rund um das Szenario ansiedeln, sehr interessant: Ist es richtig, Menschen mit Waffengewalt von der Stadt fernzuhalten, um die Sicherheit der Bewohner in der Stadt zu garantieren? Die Charaktere in der Geschichte werden vor viele dieser Fragen gestellt und finden eine für sie passende Lösung. Aber hätte man selbst so reagiert? Das Buch lädt auf jeden Fall zu interessanten Diskussionen ein.

Ebenso war ich an mancher Stelle des Buches etwas beunruhigt, da mir die Parallelen mit unserer heutigen Situation stark aufgefallen sind. Mir ist so mancher Schauer über den Rücken gerannt und musste mich unweigerlich fragen, ob uns vielleicht bald eine ähnliche Situation bevorstehen wird? Natürlich hoffe ich das nicht, aber was wäre wenn? Das Buch zeigt auch sehr gut, wie viele Menschen reagieren in einem Krisenfall: Jeder ist sich selbst der Nächste und niemand kümmert sich mehr wirklich um den anderen. Die Angst beherrscht das Handeln. Ein wirklich beunruhigendes Szenario.

Trotz der Angst und Verzweiflung auf vielen Seiten des Buches bleibt auch ein wenig Platz für Liebe und Freundschaft. Wir können die erste Liebe von Philip miterleben, die starke Freundschaft zwischen Graham und Philip oder die Gefühle eines liebenden Vaters für seine Familie. Auf diesen wenigen Seiten blitzt eine gewisse Hoffnung durch, dass selbst in schwierigen Zeiten wichtige Werte erhalten bleiben. Es stimmt hoffnungsvoll und hat mich mit positiven Gefühlen zurückgelassen.

Demnach kann ich jedem dieses Buch empfehlen, der eine packende Geschichte rund um die spanische Grippe sucht, die aufgrund unserer aktuellen Situation einem so manchen Schauer über den Rücken jagt. 

 

Das Zitat am Anfang der Rezension stammt von Benjamin Franklin :)  


Vielen lieben Dank an NetGalley und DuMont Buchverlag für das Bereitstellen des Buches! 😊

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