In diesem Leben ist jeder mutig, der nicht aufgibt

 Rezension 

"Jahre des Aufbruchs: Die Winzerfrauen-Reihe Band 1" 

von Elisabeth Marienhagen

Magdalena, die von allen nur Lenchen genannt wird, lebt mit ihrer Familie auf einem Winzerhof in Wingert an der Mosel. Dort hilft sie ihren Eltern und ihren großen Brüdern, bei allen anfallenden Aufgaben wie z.B. die Schweine mit Kartoffeln zu füttern, das Essen vorzubereiten oder bei der Ernte zu helfen. Es ist ein einfaches, bescheidenes Leben und Magdalena gibt sich nicht vielen Freuden hin. Ihre Schwärmerei für Matthias, den Freund ihres Bruders, können auch nur die wenigsten erahnen. Als dieser mit einer Verlobten an der Hand nach Wingert zurückkehrt, bricht eine Welt für Lenchen zusammen. Allerdings ist dies noch lange nicht das Schlimmste, was in den nächsten Jahren auf sie zukommen wird. Das Jahr 1914 bricht an und mit ihm ein Kapitel der Menschheitsgeschichte, das noch Generationen danach prägen wird: Der Erste Weltkrieg.

Schon nach den ersten Seiten war ich von dieser Geschichte gepackt. Man liest über die Jahreszahl am Anfang des ersten Kapitels und hat schon eine böse Vorahnung, welche Schrecken die Protagonisten dieses Buches erwarten werden. Dennoch beginnt die Geschichte harmlos, fast schüchtern und vorsichtig, als ob die Protagonisten niemals von den Schrecken des Ersten Weltkriegs eingeholt werden würden. Es ist ein wunderbarer Kontrast und hat mir so manchen Schauer über den Rücken gejagt. Leider weiß man ja, wie die Geschichte für Deutschland ausgehen wird. Dennoch muss man einfach weiterlesen und wird immer tiefer in die Handlung hineingesogen.

Besonders gefallen hat mir die kleine Magdalena, die während der Handlung erwachsen werden muss. Sie ist am Anfang der Geschichte einfach ein sympathisches, nettes Mädchen, das sehr behütet aufgewachsen ist, z.B. wurde sie nie aufgeklärt, weil man über solche Themen zu der Zeit nicht offen gesprochen hat. So erfährt man aus ihrer Perspektive, wie sie sich diese Sache mit dem Kinderkriegen zusammenreimt. Allerdings ist Magdalena davon abgesehen für ihr Alter ziemlich klug und kann die Menschen in ihrer Umgebung ziemlich gut lesen, um sich ihnen anzupassen. Sie wartet erst ab, bevor sie den Mund aufmacht. Später, als der 1. Weltkrieg seine Schatten über Deutschland wirft, ist Magdalena quasi auf sich allein gestellt und muss den Hof fast im Alleingang am Laufen halten. Einfach eine rundum tolle, starke Frau!

Zudem fand ich sehr gut, wie der 1. Weltkrieg innerhalb der Geschichte thematisiert wurde. Natürlich hat man schon einiges darüber gelesen und gehört, vielleicht ist man sogar im Geschichtsunterricht damit gequält worden, aber das Buch hat es geschafft, dass mir nicht langweilig wurde. Ich wusste zwar schon, wie die Meinungen der damaligen Bevölkerung waren im Sinne von „Wir gehen nach Frankreich Urlaub machen, der Krieg wird bis Weihnachten entschieden sein“, aber ich empfand es als erfrischend, diesen Kontext noch einmal in einer etwas schöneren Geschichte verpackt zu bekommen.

Aus diesem Grund kann ich jedem dieses Buch empfehlen, der eine berührende Familiengeschichte in den Jahren des 1. Weltkrieges lesen möchte mit einer starken Protagonistin im Mittelpunkt 😇

 

Vielen lieben Dank an digitalpublishers für das Bereitstellen des Buches! 😊

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