Was wir wissen, ist ein Tropfen, was wir nicht wissen, ein Ozean

 Rezension 

"Kaleidra - Wer das Dunkel ruft" von Kira Licht 

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Nur noch wenige Tage trennen Emilia und ihre besten Freunde Matti und Tizi von ihrem Schulabschluss. Eine ihrer letzten Schulstunden im Fach Geschichte führt sie ins Museo Nazionale Romano. Dort wird das sagenumwobene Voynich-Manuskript ausgestellt, dessen Inhalt bis dato noch von keinem Wissenschaftler entschlüsselt werden konnte. Als Emilia jedoch einen Blick auf den Text wirft, kann sie nicht verstehen, warum die anderen diesen Text nicht lesen können. Der Text ist klar und deutlich, in einem altmodischen Stil, aber unverkennbar in ihrer Muttersprache italienisch geschrieben. Als sie ihre Verwirrung kundtut, stößt sie nur auf Unverständnis, ohne zu wissen, dass sie damit die Aufmerksamkeit eines jungen Mannes, der sich im Hintergrund aufhält, auf sich zieht. Schon bald wird Emilia in eine jahrhundertealte Fehde gezogen, dessen Ursprung in einer verbotenen Liebesbeziehung fußt. Wie konnte Emilia da nur hineingeraten?

Am Anfang brauchte ich zunächst meine Zeit, um mit den Charakteren warm zu werden, da sie mir alle etwas „überdreht“ erschienen. Als ich gelesen habe, dass Mariagrazia Visconti ihren Vater selbst als „Paperino“ bezeichnet, der ihrer Principessa nichts abschlagen kann oder von einem Matti gelesen habe, der eine Wette verloren hat und nun fortan ein neongrünes Scrunchie mit glitzernden Einhörnern in seinen Haaren tragen muss, hat dies zunächst sehr schräg auf mich gewirkt, da ich mir nur dachte: „Wer redet so?“. Zum Glück zeigt sich diese Überdrehtheit nur am Anfang und spätestens als Emilia von der Existenz der Gold-Loge erfährt, wird das Buch zunehmend ernster.

Mit dem Ernst zieht auch die Spannung spürbar an. Ich wollte unbedingt wissen, warum Emilia scheinbar die Einzige ist, die das Voynich-Manuskript lesen kann. Zudem wird es ab dem Auftauchen der Gold-Lodge schön mystisch und geheimnisvoll, warten doch jahrhundertealte Geheimnisse darauf, von Emilia entschlüsselt zu werden. Damit entwickelt sich das Buch zu einer spannenden Schatzsuche rund um den Erdball.

Ein weiteres interessantes Element stellen die Kämpfe auf Basis der Alchemie dar. Zwar konnte ich mich in der Schule nie wirklich für Chemie begeistern, dafür empfand ich die Kämpfe zwischen den einzelnen Logen in diesem Buch als äußerst spannend. So kann sich Emilia z.B. nur aus einer Situation retten, da sie es schafft, Chlorgas in harmloses Streusalz zu verwandeln mit Hilfe von Natrium. Gerade diese Kämpfe besitzen viel Potenzial, da sie sehr taktisch sind und von den Kämpfern ein großes Wissen über die chemischen Elemente erfordern. Zudem lernt man als Leser so ganz nebenbei einiges über die Elemente und wie sie miteinander reagieren.  

Natürlich darf auch neben der ganzen Schatzsuche rund um das Voynich-Manuskript nicht die Liebe zu kurz kommen. Oder wie man auch immer das bezeichnet, was Ben und Emilia miteinander verbindet. Am besten passt der Spruch „was sich liebt, das neckt sich“ zu ihrer Beziehung. Emilia und Ben schenken sich nichts und geraten wegen jeder Kleinigkeit aneinander. Aber gerade diese Streitereien sind sehr unterhaltsam und lockern die Geschichte auf.

Aus diesem Grund kann ich jedem dieses Buch empfehlen, der eine spannende und wendungsreiche Geschichte rund um das sagenumwobene Voynich-Manuskript sucht, in dessen Zentrum eine ganz normale Schulabsolventin steht.

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