Das Schicksal mag unseren Weg bestimmen, aber wir entscheiden selbst wie wir ihn gehen

 Rezension 

"Die Hüter des Schicksals" von Ella Carstensen 

 

Goldblatt ist ein Waldgeist. Allerdings ist sie kein gewöhnlicher Waldgeist. Zusammen mit ihrem besten Freund Ginster begibt sie sich in die Menschenwelt, um dort die Schicksalsfäden einzusammeln, damit die Weber sie in den großen Schicksalsteppich aufnehmen können. Durch das Weben dieses Schicksalsteppichs bleibt die Welt in ihrer Balance. Doch der andauernde Kontakt zu den Menschen bleibt für Goldblatt und Ginster nicht ohne Folgen, da sie immer mehr menschliche Rituale übernehmen wie z.B. sich in einer menschlichen Form fortzubewegen oder auch Kleider zu tragen. Dieses Verhalten wird von den anderen Waldgeistern misstrauisch beäugt, da es eigentlich verboten ist, sich in einen Menschen zu verwandeln. Als Ginster sich in eine menschliche Frau verliebt, nimmt das Schicksal seinen Lauf und droht alles zu zerstören wofür die Waldgeister seit Jahrtausenden leben.

Ich war sehr begeistert von diesem Buch, da es viele interessante Fragestellungen rund um das Thema „Schicksal“ aufwirft. Soll ich auf das Schicksal vertrauen, in der Hoffnung, dass es einen Plan hat und das Schicksal schon weiß, was gut für mich ist? Oder ist es meine Aufgabe, dass Schicksal an manchen Stellen zu hinterfragen? Dies führt auch unweigerlich zu Fragen der Identität und Freiheit. Da Goldblatt ein Waldgeist ist und eigentlich nur aufgelöst im großen Ganzen existiert, fragt sie sich, nachdem sie eine menschliche Gestalt angenommen hat, auch wer sie ist, wenn sie nur sie selbst ist. Gerade diese Identitätsfindung von Goldblatt fand ich sehr spannend.

Ich konnte mit Goldblatt auf eine Reise gehen, in der ich vor allem den Blickwinkel von Goldblatt interessant fand. Da sie kein Mensch ist, muss sie erst Stück für Stück die menschlichen Gesetzmäßigkeiten lernen: Warum tragen Menschen Kleidung? Warum müssen sie Nahrung zu sich nehmen? Dies führt zu manchen lustigen Momenten und ich musste schmunzeln, da ich mich selbst dabei ertappt habe, mich zu fragen, warum wir das eigentlich genau so und nicht anders machen.

Besonders schön empfand ich die Kapitel, in denen sich Goldblatt ein paar Monsterjägern anschließt, um nicht allein zu sein. Diese Truppe ist zunächst wenig begeistert, eine so merkwürdige Reisepartnerin mitzunehmen, die nicht mal Schuhe oder Gepäck bei sich trägt. Allerdings entwickelt sich Goldblatt schon bald zu einem wichtigen Mitglied der Truppe und schon bald wird diese Zweckgemeinschaft eine Art zweite Familie für Goldblatt.

Eine weitere interessante Gruppierung, die sich im Verlauf des Buches abzeichnet, sind „die Namenlosen“. Eine Gruppe von Kindern, die im Austausch gegen ihren Namen „Kräfte“ bekommen haben. Angeführt werden sie von einem Mann, der von allen auch nur „der Namenlose“ genannt wird. Herauszufinden, wie diese Gruppierung zum Rest der Geschichte passt, empfand ich als sehr spannend.

Demnach kann ich jedem dieses Buch empfehlen, der eine spannende Geschichte rund um das Schicksal sucht und gerne ein Buch liest, das nicht davor zurückschreckt, unangenehme Fragen aufzuwerfen 😄

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