Es ist dem Menschen ein Fallstrick, unbedacht Gelübde zu tun..

 Rezension 

"Das Gelübde der vergessenen Tochter"

 von Manuela Schörghofer 

 

Es hätte alles so schön sein können. Mit einem Kind unter dem Herzen verlässt Lena mit ihrem Freund Julian ihr Heimatdorf, um mit ihm in ein neues Leben zu starten. Doch kaum wagen sie sich in unwegsames Gebirge, werden sie von zwei Männern überfallen und Julian verliert im Laufe des Handgemenges sein Leben. Schwer verwundet flieht Lena weiter ins Gebirge, da sie weiß, dass sich das Kloster Tannhöhe in dieser Richtung befindet. Allerdings ist man dort alles andere als erfreut, ein „weiteres Weibsbild“ durchfüttern zu müssen, doch Lena gelingt es, sich Einlass zu verschaffen und ihr Leben als „Laya“ beginnt.

Schon nach den ersten Seiten taucht man ein in eine unbarmherzige Welt, die vor niemanden Halt macht. Obwohl man vielleicht geglaubt hat, dass Klöster ein Ort der Ruhe und Barmherzigkeit sind, steht gerade das Kloster Tannhöhe im Zentrum einer Intrige, die fast schon ungeheuerlich erscheint. Am Anfang mag es vielleicht noch eine gute Idee von Lena gewesen zu sein, dass sie sich hinter die schützenden Mauern des Klosters begibt, um dort Heilung von ihren Wunden zu erfahren, doch nach und nach bröckelt diese Fassade.

Zwar ist man schon durch andere Geschichten, die zur Zeit des Mittelalters spielen, damit vertraut, dass die Frauen zu dieser Zeit über keinerlei Rechte verfügt haben, doch im Hinblick darauf, dass die Rahmenhandlung in einem Kloster stattfindet, wird es noch einmal überdeutlich. Selbst die Nonnen haben keine Rechten und werden stellvertretend dafür, dass sie keinen Ehemann haben, einfach von den Mönchen in ihrer Lebensführung unterdrückt. Sie dürfen für die Mönche kochen, aber z.B. beim Gebet nicht mit den Mönchen zusammen beim Gottesdienst singen. Dies hat mich ehrlich gesagt etwas geschockt, wenn es auch sehr gut zu dieser Zeit passt und damit erwartbar war.

Zudem scheinen einige Mönche in diesem Kloster vergessen zu haben, welche Tugenden an ein Leben als Mönch geknüpft sind. So machen sie Geschäfte mit Lebensmitteln oder Reliquien und verdienen sich dabei eine goldene Nase, da sie einen einflussreichen Freund haben, der sie deckt. Doch sie haben die Rechnung nicht mit Laya gemacht, die mit der Hilfe von Ansgar, einem Sohn einer einflussreichen Familie, der als Bestrafung ins Kloster verbannt worden ist, auf die Suche nach der Wahrheit geht.

Am Anfang trauen sich Laya und Ansgar zwar nicht über dem Weg, da beide mit Vertrauensproblemen zu kämpfen haben, aber mit der Zeit raufen sie sich zusammen. Denn beide haben ein Interesse daran zu erfahren, was denn nun eigentlich in diesem Kloster vor sich geht. Dabei waren mir sowohl Laya als auch Angsar von Anfang an sympathisch, denn man merkt, dass sie im Gegensatz zu den anderen Personen in dieser Geschichte das Herz am rechten Fleck haben.

Darüber hinaus konnte mich die Geschichte auch überraschen, denn wenn man am Anfang noch dachte, dass es nur um irgendwelche Vorräte geht, die unter der Hand vom Kloster aus verkauft werden, so zieht es schnell sehr weite Kreise und Laya schwebt schon bald in ständiger Lebensgefahr. Denn sie hat eine Haarfarbe, die bei einigen Menschen ein Trauma auslöst und schon viele Mädchen mit ähnlicher Haarfarbe mussten deswegen ihr Leben lassen.

Alles in allem bin ich mal wieder von einem Buch von Manuela Schörghofer begeistert und kann es jedem empfehlen, der eine Art Kriminalgeschichte im Mittelalter lesen möchte inklusive einer starken Frau, die weiß, was sie will.

Kommentare

  1. Es freut mich riesig, dass dir meine Geschichte so gut gefallen hat. Und nochmal ganz herzlichen Dank für den mega Reel! Der ist wirklich wunderbar geworden und fängt die Stimmung ges Buchs perfekt ein.

    AntwortenLöschen

Kommentar veröffentlichen