Zwillinge sind ein Leben lang miteinander verbunden und teilen ein gemeinsames Schicksal

 Rezension 

"Thunder: Gestohlenes Schicksal" 

von Vanessa Merten 

 

Lyana lebt von Kobolden und Feen umgeben mit ihrer Mutter und ihrem Zwillingsbruder zusammen in einem Anwesen. Während Lyana und ihre Mutter nicht magisch begabt sind, ist ihr Bruder ein Elementarer und Träger des Donners. Damit ist er nicht nur ein einfaches magisches Wesen, sondern an seinem 21. Geburtstag wird er in einen Rat aufgenommen, der über die magische Welt wacht. Doch er scheint unter dieser ehrenvollen Aufgabe sehr zu leiden, denn er lässt seine Launen unkontrolliert an seiner Umwelt aus und behandelt seine Familie einfach widerlich. Als Lyana dann noch herausfindet, dass er eigentlich nie dafür vorgesehen war, der Träger des Donners zu sein, erwacht eine unbekannte Macht in ihr.

Mich hat vor allem der Klappentext dieses Buchs direkt angesprochen: Zwillinge, der eine magisch begabt und die andere magisch unbegabt, vom Vater in jungen Jahren verlassen und nur umgeben von einer Mutter, die unter schweren Depressionen leidet. Für mich war damit sofort klar, dass es sich hierbei um ein tief vergrabenes Familiengeheimnis handeln muss.

Auch Lyana merkt nach und nach, dass etwas in ihrer Familie ganz und gar nicht stimmt. Zwar gewöhnt sie sich mit der Zeit daran, dass sie ihre Mutter mit Worten nicht mehr erreichen kann, aber als sie ihr von Geschichten aus der Vergangenheit erzählt, die mit ihren eigenen Erinnerungen nicht wirklich übereinstimmen, beginnt sie sich plötzlich zu fragen, ob mehr an diesen Geschichten dran ist. So begibt sie sich auf die Suche nach Antworten und je mehr sie darüber herausfindet, umso öfter hat sie in der Nacht Träume, die ihr die Wahrheit zeigen. Ich fand diese Art der Erzählung ziemlich spannend, da man so zusammen mit Lyana herausfinden kann, welche dunklen Geheimnisse die Familie Fulmere verbergen.

Darüber hinaus lernt man auch einige fantastische Wesen kennen, die für Menschen normal aussehen, aber magisch begabte Wesen können hinter die Fassade blicken. So lernt Lyana auch einen Gargoyle kennen, der mit ihr ein Menschenherz verspeisen will, um sie zu seiner Frau zu machen oder sie lernt einen Dämon kennen, der ihr hilft, ihre neu erwachten Kräfte zu kontrollieren. Auch die Ratsmitglieder, die Lyana bei den Feierlichkeiten zur Ernennung ihres Bruders in den Rat kennenlernt, sind äußerst ungewöhnlich. So sind sie alle Gefäße für ein Element und haben zusätzlich zu ihrer elementaren Kraft auch noch eine andere Fähigkeit wie z.B. Gedanken zu lesen oder in die Vergangenheit zu reisen. Ich fand es interessant, die unterschiedlichen Wesen kennenzulernen, da sie sich von den sonstigen fantastischen Wesen in Büchern doch unterscheiden.

Ebenso schreckt das Buch nicht vor schwierigen Themen wie die Unterdrückung der Frau, emotionalen Missbrauch oder Selbstmord zurück. Das Buch hat leider keine Triggerwarnung, sodass Menschen, die sich bei diesen Themen unwohl fühlen, sich gut überlegen sollten, ob sie das Buch lesen möchten. Lyana wird leider zum Spielball ziemlich mächtiger Kreaturen, denen es eine Freude bereitet, sie mit ihren Fähigkeiten zu manipulieren, allerdings merkt man gleichzeitig, wie sehr dies Lyana belastet und sie es nicht möchte. Doch niemand achtet darauf, obwohl sie es öfters deutlich artikuliert. Ich habe mich in diesen Szenen schon sehr unwohl gefühlt, da es einer seelischen Vergewaltigung gleichkommt. Zudem ist das gesellschaftliche System der magischen Welt sehr altbacken und sie akzeptieren keine Frauen in leitenden Funktionen.

Alles in allem kann ich aber jedem das Buch empfehlen, der eine spannende Geschichte über Zwillinge lesen möchte, die in eine Welt hineingeboren wurden, die sie nicht so akzeptieren, wie sie sind.

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