Wer keine Fehler macht, macht wahrscheinlich auch sonst nix.

 Rezension 

"Morgen mache ich bessere Fehler" 

von Petra Hülsmann

 

Ellis Leben ist ziemlich turbulent. Neben zwei Jobs und der Tätigkeit bei einer Gartengruppe, die versucht, mit gezielten Protestaktionen größere Konzerne zum Umdenken anzuregen, muss sie sich auch allein um die Erziehung ihrer 6-jährigen Tochter Paula kümmern. Ihr bester Freund Sami steht ihr dabei unterstützend zur Seite, doch könnte sie sich auch eine Beziehung mit ihm vorstellen? Diese verwirrenden Gefühle müssen aber zunächst hinten anstehen, denn der 80-jährige Geburtstag ihrer Großtante Fini steht an. Wegen des Orkans Poldi beginnt damit eine Autoreise von Hamburg bis ins Allgäu, mit einem fiesen Griesgram, einem abenteuerlustigen Kind und einem reservierten Geschäftsmann, die Elli unterwegs das Leben versüßen.

Die Bücher von Petra Hülsmann begleiten mich schon sehr lange. Ich weiß nicht, ob ich es bis jetzt geschafft habe, all ihre Bücher zu lesen, aber an die Geschichten von „Hummeln im Herzen“ oder „das Leben fällt, wohin es will“ kann ich mich bis heute erinnern. Beide Geschichten verbindet die Tatsache, dass man schon nach kurzer Zeit in eine Welt eintauchen kann, in der man sich einfach wohlfühlt. Auch wenn die Charaktere einige ziemlich unschöne Dinge im Verlauf der Geschichte ertragen müssen, so fiebert man gerne mit ihnen mit und wird am Ende mit einem guten Gefühl wieder in die Realität entlassen.

Ein ähnliches Gefühl hatte ich ihn nun auch wieder bei „Morgen mache ich bessere Fehler“. Zwar hatte ich am Anfang meine Probleme mit Elli, da sie einfach eine chaotische Person ist, die scheinbar noch nicht so wirklich ihren Platz in der Welt gefunden hat. Aber mit der Zeit ist sie mir tatsächlich ans Herz gewachsen, denn im Verlauf der Geschichte erfährt man, warum sie so ist, wie sie ist. Im Endeffekt will sie einfach nur für diejenigen da sein, die sie liebt. Allen voran ihre Tochter Paula.

Ich glaube Paula ist in Wahrheit die heimliche Hauptprotagonistin der Geschichte, denn trotz ihres jungen Alters unterstützt sie ihre Mutter, wo sie nur kann. Sei es, um ihr kluge Ratschläge in bestimmten Situationen zu geben oder das Herz von Menschen zu erobern, die ihre Mutter schon längst abgestempelt und sich damit einen Zugang zu diesen Menschen verbaut hat. Dabei hat Paula gänzlich andere Probleme, denn sie fragt sich manchmal schon, wer denn nun ihr Vater ist, und malt sich die wildesten Geschichten aus z.B., dass ihr Vater ein König von Afrika ist und sie damit eigentlich eine Prinzessin ist. In diesen Abschnitten tat sie mir schon sehr leid, aber ihr sonniges Gemüt überstrahlt auch diese düsteren Gedanken.

So freundet sie sich auch mit dem Griesgram Helmut an, der Elli und Paula auf ihrer Reise ins Allgäu begleitet, weil die Züge ausgefallen sind und er auch auf den 80. Geburtstag von Großtante Fini möchte. Gerade diese Passagen, in denen Onkel Helmut seine Ansichten zum Besten gibt, gehören für mich zu den Highlights des Buchs. So entstehen schöne Streitgespräche zwischen Onkel Helmut und Elli über Kindererziehung und der generellen Lebensplanung, während Elli sich eigentlich auf den Verkehr auf der Autobahn konzentrieren müsste.

Ich hatte auf jeden Fall mit diesem chaotischen Roadtrip sehr viel Freude und kann jedem dieses Buch empfehlen, der ein Buch zum Wohlfühlen sucht, das so abwechslungsreich wie das Leben selbst ist.

 

Vielen lieben Dank an Bastei Lübbe für das Rezensionsexemplar! 💖



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