Gewalt ist die letzte Zuflucht des Unfähigen.
Rezension
"Zeitbrand: Genesis"
von Eryx Vail
Die Drachenreiterin Rhea hat hohe Ambitionen und möchte bald als erste Frau an der Spitze des Reiches stehen. Dafür ist ihr nichts zu schade, um den Männern im Reich zu zeigen, wie viel Macht sie über sie besitzt. Doch hohe Ambitionen rufen auch Gegner auf den Plan und so versucht ein Attentäter, ihr immer einen Schritt voraus zu sein, um sie und ihren Drachen endgültig auszulöschen. Auch er schreckt vor nichts zurück und tötet sogar einen Geistlichen der Heiligen Flamme, um sich eine neue Identität zu verschaffen.
Es gibt Bücher, bei denen es mir unglaublich schwerfällt, irgendeine Form von Sympathie für die Charaktere zu entwickeln. „Zeitbrand: Genesis“ ist so ein Buch. Am Anfang dachte ich noch, dass ich die Drachenreiterin Rhea wohl mögen werde, da sie eine starke Frau ist und den Männern beweisen will, dass auch eine Frau über das Reich regieren kann, allerdings stellt sich schnell heraus, dass sie ziemlich verrückt ist. Verrückt in dem Sinn, dass es ihr Spaß macht, Männer zu erniedrigen und ihnen ihren Willen aufzudrängen, um sie dann zu manipulieren. Dies ist nicht das Bild, das ich mit einer starken Frau verbinde, sondern eigentlich hat sie sich nur der Männerwelt angepasst und ist selbst zu einem Monster geworden.
Auch die übrigen Charaktere wie der Schattenagent Leycon, der einen Geistlichen für seinen Auftragsmord tötet, oder die Geschwister Nuvy und Albenrions, die eine verbotene Liebschaft miteinander führen, sind nicht wirklich sympathisch. Ehrlich gesagt habe ich mich von den Charakteren mehr als abgestoßen gefühlt. Deswegen kann ich die Worte in der Vorstellung des Autors „Ein Buch von Eryx Vail zu lesen, heißt selten, dass man sich wohlfühlt, sondern vielmehr erwarten muss, dass er den Finger genau in die tiefste Wunde des menschlichen Seins legt“ an dieser Stelle nur bestätigen. Allerdings führt das auch dazu, dass das Buch nicht jedermanns Sache sein wird.
Wer Serien wie „Game of Thrones“ oder „House of the Dragon“ gerne anschaut und es kaum erwarten kann, welche grausamen Dinge den Charakteren widerfahren, der wird mit dem Buch seine Freude haben. Denn z. B. ein Element der Geschichte ist auch das Stehlen von Lebenszeit, um einem höheren Zweck zu dienen. So werden Menschen quer durchs Land verschleppt, um Jahrzehnte ihrer Zeit abzugeben und danach ein Sklavendasein zu führen, nur damit Rhea mit ihrem Drachen Krieg führen kann. Denn der Drache lebt von der Lebenszeit der Menschen. Ich fand dieses Element mit am interessantesten, denn es zeigt auch wieder, dass Krieg selten die hohen Fürsten und Könige etwas kostet, sondern eigentlich nur das gemeine Volk, dessen Lebenszeit im wahrsten Sinne des Wortes gestohlen wird.
Ich kann jedem dieses Buch empfehlen, der sich von Grausamkeit nicht abschrecken lässt, da er weiß, dass es leider menschlich ist, und gerne Serien wie „Game of Thrones“ schaut.
Vielen lieben Dank an den Phantorion Verlag für das Rezensionsexemplar! 💖


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