Die ganze Welt ist ein Theater - William Shakespeare

 Rezension

"Nichtalltägliches aus dem Leben eines Beamten und Einladung zum Klassentreffen" von Martin Schörle

 

Im Theaterstück „Nichtalltägliches aus dem Leben eines Beamten“ gehts um den Beamten Hans Fredenbek, der die Zuschauer an einem für ihn ganz normalen Arbeitstag teilhaben lässt. Während die anderen Kollegen im Nebenraum feiern, geht Fredenbek den wirklich wichtigen Fragen des Lebens auf den Grund: Welche Art von Radiergummi ist der zuverlässigste? Diskriminiert der Gesetzgeber Liliputaner? Was haben Beamte und Goldfische gemeinsam? und am Ende des Tages „Wofür steht dieses SHz im Kalender?“. Schnell wird klar, dass Fredenbek ganz andere Probleme zu haben scheint, als er am Anfang für möglich hält. Bühne frei für Hans Fredenbeck!

Ich fand den ganz normalen Wahnsinn des Hans Fredenbeck sehr unterhaltsam. Am Anfang dachte ich mir noch, als er die Vorzüge von Radiergummis allumfassend analysiert „was ist denn das für ein Vogel?“, aber im Laufe der Erzählung fand ich die Analysen des Hans Fredenbeck immer witziger. Er ist ein Pedant (auch dazu gibt es eine wichtige Unterscheidung von ihm), der sich in lebhaften Fantasien verstrickt und alle Szenarien bis ins kleinste Detail analysiert und auseinandernimmt. Er kommt dabei richtig in Wallung und ist unaufhaltsam in seinen Schlüssen. Da soll noch einmal einer sagen, dass Beamten eher mit Schlaftabletten zu vergleichen wären. Er schlägt munter von dem einen ins andere Extrem und hält damit den Leser auf trapp.

Zwar konnte ich nur die geschriebene Fassung erleben, aber bei der ganzen Action, die scheinbar auf der Bühne passiert, habe ich mir über dem Lesen gewünscht, dieses Stück auch mal auf der Bühne erleben zu können. Ich denke, bei diesem Stück bliebe kein Auge trocken, aber die geschriebene Fassung hat mich auch schon an der ein oder anderen Stelle herzhaft lachen lassen. Auf jeden Fall ein Stück, dass auch nur in der geschriebenen Fassung sehr gut funktioniert!

Im Gegensatz zum eher lustigen Theaterstück rund um Hans Fredenbeck, trifft das Theaterstück „Einladung zum Klassentreffen“ gänzlich andere Töne. In diesem Stück gehts um eine Frau, die während sie im Zug sitzt, von einem alten Schulfreund angerufen wird. Er lädt den gesamten Abi-Jahrgang zu einem Klassentreffen ein, da es genau 20 Jahre her ist, dass sie alle zusammen Abi gemacht haben. Ein Gespräch, dass zunächst unverfänglich beginnt, dreht sich bald um verpasste Chancen und die alles entscheidende Frage: „Ist man irgendwann zu alt, um noch einmal neu anzufangen?“.

Mir hat dieses Theaterstück noch einmal ein kleines Stückchen besser gefallen als das vorherige, da neben ein paar witzigen Szenen auch ernsthafte Themen angesprochen werden. Marina lässt noch einmal ihre Vergangenheit Revue passieren und versucht zu ergründen, wann sie aufgehört hat, glücklich in ihrem Leben zu sein. Ihre Ehe ist gescheitert, sie hat keine Kinder, obwohl sie welche wollte und sucht den Fehler immer bei sich selbst. Sie denkt, dass ihre Liebe zerstörerisch und zeigt dabei ungeschönt ihre verletzliche Seite einem Menschen, den sie seit 20 Jahre nicht mehr gesehen hat. Dies hat mir Marina sehr sympathisch und nahbar gemacht und gleichzeitig habe ich mir für sie gewünscht, dass sie bald erkennt, dass es nie zu spät ist, noch einmal neu anzufangen.

Es ist einfach eine lustige und tolle Liebesgeschichte, die zum Nachdenken anregt und ungeschönt zeigt, wie das Leben eben manchmal spielt. Auch dieses Theaterstück würde ich gerne einmal auf der großen Bühne sehen, denn das Bühnenbild mit zwei verschiedenen Hälften hat sich sehr interessant angehört.

Aus diesem Grund kann ich jedem dieses kleine Büchlein empfehlen, der nach einer langen Zeit mal wieder etwas „Theaterluft“ schnuppern möchte und die Hoffnung noch nicht aufgegeben hat, dass wir bald wieder alle ins Theater gehen können 😊

 

Vielen lieben Dank an Martin Schörle für das Bereitstellen des Rezensionsexemplares! 😄

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