Nichts auf dieser Welt ist gefährlicher als aufrichtige Ignoranz und gewissenhafte Dummheit

 Rezension 

"Die Quellen von Malun - Blutgöttin" von Daniela Winterfeld 

 

Die Sklavin Alia muss tagein und tagaus am eigenen Leib erfahren, was die Wasserknappheit in Ruann bedeutet. Sie muss in einem Wasserbergwerk in Südfarua in einer Sklavenkolonne Wasserfässer an die Oberfläche rollen und dabei ständig in Angst leben, dass nicht ein Sklave vor ihr aus Erschöpfung sein Wasserfass loslässt und damit alle anderen nach ihm in Gefahr bringt. Auch die Soldaten Dorgen und Tailin sehen im Heerlager Sapions, dass sich an der Front vor dem Waldgürtel von Farua befindet, die Auswirkungen der Wasserknappheit. Dort kämpfen sie in erbitterten Kriegen gegen ihre Nachbarreiche um die letzten Ressourcen. Nur Feyla scheint davon nichts mitzubekommen, da sie als Tochter von Walerius, dem obersten Berater Sapions, in einem Palast im Bergland von Sapion lebt. Sie hat genügend Wasser zur Verfügung und badet sogar öfters in einem Schwimmbad. Schon bald stellt sich heraus, dass alle vier Schicksale eng miteinander verbunden sind..

Ruann ist keine kunterbunte Fantasywelt. Schon ab der ersten Seite wird einem bewusst, in welcher Notlage sich diese Welt befindet. Vor allem Sapion kämpft mit einer Wasserknappheit und steht kurz vor der Austrocknung. Aber nicht nur das Land ist zerstört, verkümmert und düster geworden, sondern auch seine Bewohner. Dieses Buch spart von Anfang an nicht mit expliziten Gewaltszenen und enthüllt damit den wahren Charakter der Bewohner: Frauen sind nichts Wert und dürfen gefoltert und erniedrigt werden, wie es den Männern eben passt und Sklaven werden sowieso kaum mehr als Menschen angesehen. Das Buch ist wirklich nichts für zartbesaitete Gemüter!

Dieses Buch hat es aber dennoch geschafft, dass ich mich von diesem Strudel der Gewalt habe mitziehen lassen und das Buch innerhalb weniger Tage verschlungen habe. Zum einen fand ich es interessant, wie die verschiedenen Schicksale miteinander verwoben worden sind. Am Anfang lernt man Alia, Dogen, Tailin und Feyla unabhängig voneinander kennen, aber schon bald werden gewisse Verbindungen zwischen den vier immer deutlicher. Dem Geheimnis ihrer Verbindung auf die Spur zu kommen, fand ich äußerst interessant. Allerdings habe ich einige Geschichten lieber als andere gelesen oder sagen wir, der Zugang zu den Geschichten ist mir einfacher gefallen. Das Schicksal von Alia ging mir direkt Nahe und ich habe von Anfang an mit ihr mitgefiebert, ob sie einen Weg finden wird aus der Sklavenkolonne auszubrechen. Ebenso fand ich die Geschichte von Feyla interessant. Zwar ist sie die Tochter eines mächtigen Mannes, aber innerhalb ihrer Familie ist sie eine Außenseiterin und wird von ihren Schwestern gehänselt. Manchmal hat mich ihre Geschichte sogar an das Märchen „Aschenputtel“ erinnert. Allerdings fiel es mir schwer, direkt von Anfang an einen Zugang zu Dogen und Tailin zu finden. Dogens Geschichte wandelt sich sehr im Laufe des Buches, was ihn mir in gewisser Weise sympathischer als am Anfang gemacht hat und ich seine Geschichte dann doch gerne verfolgt habe, dafür hat mich Tailins Geschichte nicht wirklich abholen können. Gerade in der Mitte des Buches hätte ich gerne seine Geschichte übersprungen, um endlich zu wissen, was mit Feyla passiert. Ich sehe es allerdings nicht als negativ, denn von 4 Charakteren konnten mich 3 überzeugen und nicht jeder hat ja denselben Geschmack. Ich bin sicher, es gibt auch viele Leser, die die Geschichte von Tailin gerne verfolgen. Vielleicht kann er mich auch erst in einem der späteren Bände mehr überzeugen. Ich bin auf jeden Fall gespannt, wie sich die Charaktere entwickeln werden. 

Darüber hinaus fand ich es auch interessant, die Welt von „die Blutgöttin“ nach und nach näher kennenzulernen, wenn mich gewisse Umstände auch sehr wütend gemacht haben. Wie weiter oben schon angedeutet, sind die Frauen in Sapion nichts wert. Der Mann darf seine Frau foltern und misshandeln, weil sie deren „Besitz“ sind. Zudem werden Frauen nur in einer Schwesternsippe an einen Mann verheiratet und wenn sie nach einem Jahr nicht schwanger werden, darf der Mann sie verstoßen. Allein nur bei der Beschreibung dieser Umstände würde ich am liebsten schreiend in ein Kissen beißen. Man kann sich vielleicht dann auch vorstellen, wie ich mich über dem Lesen gefühlt habe. Das Buch hat mich wirklich nicht kalt gelassen, aber in einer gewissen Weise finde ich es auch schön, dass ein Buch diese Gefühle in mir auslösen kann.

Aus diesem Grund kann ich jedem dieses Buch empfehlen, der eine Reise in eine düstere und trostlose Welt wagen möchte, die es schafft, dass man damit beginnt, über aktuelle Probleme nachzudenken. Ich bin sehr gespannt, wie die Reise für Alia, Dogen, Tailin und Feyla weitergehen wird!

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