Magie trifft auf Alchemie..

 Rezension 

"Die Alchemie des kalten Feuers" von Nathan Winter 

Prinz Oslic III. Boulanthus, Sohn des Tsharen, lebt mit seinem Leibwächter Vargen und dem Waisenkind Testri in einem Turm in Doranthar fernab seiner Heimat Carchadon. In diesem Turm widmet er sich seiner großen Leidenschaft der Alchemie und versucht mit seinen Erfindungen und seinem Wissen den Menschen von Doranthar zu helfen. Allerdings strebt er auch stetig nach Größerem und so bricht er eines Abends in die Große Bibliothek von Doranthar ein, um in den Besitz einer Formel zu kommen, die ihm ermöglicht, Flügelstahl herzustellen. Sein Diebstahl bleibt jedoch nicht unbemerkt und er muss so schnell wie möglich fliehen. Er hofft, in seiner Heimat Carchadon Zuflucht zu finden, aber auf dem Weg dorthin kommen ihm beunruhigende Geschichten zu Ohren: Ein Meteorit soll in die Hauptstadt Vaistopol eingeschlagen und im Anschluss daran von einem bösartigen Volk überrannt worden sein. Kann Prinz Oslic seine Familie retten?

Ich habe mich im Vorfeld sehr auf dieses Buch gefreut und konnte es kaum erwarten, die Geschichte rund um Prinz Oslic endlich lesen zu können. Allerdings hat es mir dieses Buch alles andere als leicht gemacht. Ich wollte es so sehr mögen, aber am Ende ist es „nur“ ein gutes Buch geworden. Dabei hat die Geschichte so viele gute Ansätze, die ich so noch in keinem anderen Fantasy-Buch gelesen habe und gerade die letzten 100 Seiten sind so wahnsinnig gut, weil alle Ungereimtheiten, die im Laufe des Buches auftauchen, Sinn machen und zu einem runden Ende führen.

Bis man jedoch zu diesem Ende kommt, muss man sich zunächst durch einen zähen Einstieg kämpfen. Prinz Oslic ist ein ziemlich schwieriger Charakter, der gerade am Anfang eher dazu neigt zu jammern, bevor er in Aktion tritt. Deswegen hatte ich zu Beginn meine Probleme damit, Oslic zu mögen und fand ihn eher unsympathisch. Allerdings hat sich das im Laufe der Geschichte geändert, weil man irgendwann merkt, dass das nicht der wahre Charakter von Oslic ist. Sobald er über seine Leidenschaft die Alchemie redet, ist er ein vollkommen anderer Mensch. Er versteht sein Handwerk und verblüfft seine Umwelt mit seinen genialen Einfällen. Der Vergleich mit Da Vinci am Anfang des Buches ist deswegen gar nicht so weit hergeholt.

Zudem fand ich die Erzählstruktur des Buches wirklich klasse. Die Handlung wird immer wieder durch „die Aufzeichnungen des Ritters“ unterbrochen, der in Tagebuch-Form über seine Erlebnisse mit Prinz Oslic erzählt. So lernt man nach und nach auch Vargen besser kennen, der ebenso ein Geheimnis mit sich trägt wie auch Prinz Oslic. Die Aufzeichnungen des Ritters bauen auch einen tollen Spannungsbogen auf, weil sie in der Vergangenheit geschrieben worden sind und Vargen schon wusste, was in den nächsten Kapiteln passiert. Allerdings sollte man das Buch sehr genau lesen. Der Teufel steckt in diesem Buch im Detail. Wichtige Hinweise, die Aufschluss über den weiteren Verlauf der Handlung geben, werden in kleinen Nebensätzen oder Andeutungen versteckt. Ich liebe solche kleinen Details, aber man muss sich dann auch zu 100 Prozent auf das Buch einlassen.

Darüber hinaus fand ich die Welt Syriatis spannend, wenn man auch sehr wenig im Laufe der Handlung darüber erfährt. Durch Andeutungen erfährt man über geheime Orden, Assassinengilden, magische Orte, Kriege die in der Vergangenheit stattgefunden haben, die Religion von Syriatis, aber es bleiben nur Andeutungen. Dies fand ich wirklich schade, weil ich mir gewünscht hätte, mehr über diese Welt zu erfahren. So hatte ich nur das Gefühl ich bewege mich durch eine fremde Welt, aber ich verstehe sie einfach nicht.

Auch sind mir im Laufe des Buches ein paar sprachliche Ausdrücke negativ aufgefallen. So stolpert man öfters über das Wort „schwätzen“ oder Redewendungen wie „es langte ihm“. Diese Formulierungen haben mich tatsächlich etwas aus dem Konzept gebracht, weil sie doch eher umgangssprachlich sind.

Allerdings hat mich das Buch trotz allem gut unterhalten. Das Ende hat für mich vieles wieder wettgemacht, weil ich es als rundum gelungen empfand. Auch vor dem Hintergrund, dass es eine tolle Allegorie auf den Himmelsfall von Luzifer gibt.

Deswegen kann ich jedem dieses Buch empfehlen, der sich von einem schwierigen Einstieg nicht abhalten lässt, eine spannende Geschichte rund um einen genialen Wissenschaftler zu erleben, der in den Grundfesten seines Verstandes erschüttert wird.

 

Vielen lieben Dank an das Bloggerportal vom Penguin Randomhouse Verlag  für das Bereitstellen des Rezensionsexemplares! 😊

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