Entfernung trennt die Menschen nicht voneinander. Schweigen tut es.

 Rezension 

"König und Meister" von Theresa Hannig

 

Ada Königs Leben wirkt geordnet, aber sie selbst ist mehr als verloren. Als sie ihr Vater zu einem Abendessen einlädt, weil er ihr unbedingt etwas Wichtiges sagen muss, sagt sie zu, aber ist nicht mit dem Herzen dabei. Sie streiten sich mehr, als sie einander zuhören und auf der Rückfahrt passiert es dann: Ein tragischer Unfall versetzt Adas Vater ins Koma und Ada bleibt mit mehr Fragen als Antworten zurück. Was war diese eine wichtige Sache, die ihr Vater ihr unbedingt sagen wollte und warum sieht sie nach diesem Unfall nun überall einen verbrannten Mann?

Ich fand die Geschichte der Ada König durchweg spannend. Am Anfang weiß man noch nicht recht, in welche Richtung sich die Geschichte entwickeln wird, aber spätestens nach dem tragischen Unfall von Ada und ihrem Vater nimmt die Geschichte zunehmend an Fahrt auf. Dieses einschneidende Erlebnis ist der Dreh- und Angelpunkt der Geschichte, und schon bald merkt Ada, dass das Geheimnis ihres Vaters in ihrer Vergangenheit liegt. So deckt Ada nach und nach Vorkommnisse auf, die sich in ihrer Kindheit ereignet haben, die sie aber damals nicht als solche wahrgenommen hat und über allem steht die Frage „was ist damals wirklich passiert?“.

Auf der Suche nach der Wahrheit und was damals wirklich passiert ist, taucht auch ihre Mutter auf, die sich vor einigen Jahren von ihrem Vater getrennt und sich für ihre Karriere entschieden hat. Ada sehnt sich in der schweren Zeit ohne ihren Vater nach einer Mutter, die ihr wieder Mut zuspricht, aber ihre Mutter kann nicht über ihren Schatten springen. Sie selbst hat einige Probleme zu bewältigen und fühlt sich in ihrem alten Leben überhaupt nicht mehr wohl, sodass sie Ada einfach keine Mutter sein kann. Allerdings fand ich die auftauchenden Konflikte der beiden gut umgesetzt und nachvollziehbar. Man leidet in gewisser Weise mit den beiden, die verlernt haben, sich einander zuzuhören. Zudem werden innerhalb dieses Konflikts auch ernste Themen angesprochen wie z.B. die Krankheit Bulimie.

Allerdings steht Ada nicht gänzlich allein da, sondern wird nach kurzer Zeit vom Obdachlosen Elvis mehr oder weniger unterstützt. Er versteht Adas Gefühlswelt und verschafft ihr einen anderen Blickwinkel auf die Dinge. Manchmal ist eben nichts so, wie es auf den ersten Blick erscheint. Die Freundschaft der beiden empfand ich als schönen Lichtblick zwischen den ganzen dunklen Geheimnissen, die um Ada herumschwirren.

Ebenso fand ich die Atmosphäre des Buches großartig. Immer wieder tauchen beunruhigende Kapitel über einen mordenden Walnussbaum namens Meister auf oder Ada wird von einem verbrannten Mann verfolgt, der ihr Aufgaben stellt, um ihre Seele zu retten. Diese Kapitel haben mich stets motiviert weiterzulesen, da ich unbedingt wissen wollte, was hinter alldem steckt. Die Auflösung des ganzen Rätsels fand ich schön gelöst und wirkte auf mich sinnig.

Aus diesem Grund kann ich jedem dieses Buch empfehlen, der einfach nach einem guten Mystery-Thriller sucht über eine Frau, die ihr ganzes Leben vor der Wahrheit, die Augen verschlossen und sich selbst dabei verloren hat.

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