Es ist nicht wichtig, wer du bist, sondern was sie denken, wer du bist.

 Rezension 

"Das Spiel der Ketzerin" von Manuela Schörghofer


Die Grafentochter Alida von Erkenwald lebt mit ihrem Vater, dem Grafen von Burg Erkenwald im Rheinland des 13. Jahrhunderts. Als dieser jedoch beim Kaiser in Ungnade fällt, überschreibt der Kaiser den gesamten Besitz des Grafen dem Deutschen Orden, um dort eine Kommende einzurichten. Alida ist von diesen Neuigkeiten erschüttert und wird wenig später Opfer eines Mordanschlags, dem sie nur knapp entgehen kann, denn auch Alida ist dem Deutschen Orden ein Dorn im Auge. Ihr bleibt keine andere Möglichkeit, als von Burg Erkenwald zu fliehen und fortan als die Jüdin Sara bat Salomon zu leben.

Ich mochte die Geschichte der Grafentochter Alida von Erkenwald sehr gerne. Obwohl das Schicksal ihr übel mitspielt und sie ohne Besitz und Titel auf der Straße landet, beschwert sie sich zu keinem Zeitpunkt, sondern versucht alles in ihrer Macht Stehende zu tun, um ihren Vater doch noch von seiner Schuld zu befreien. So macht sie sich auf die Reise nach Coellen, um dort einen Freund ihres Vaters, den Juden Salomon ben Isaak aufzusuchen. Dieser hilft ihr gerne und sie verbirgt ihre wahre Identität unter dem Namen Sara bat Salomon und gibt sich als Tochter von Salomon aus.

Doch Salomon hat auch selbst eine Tochter Mirjam, die Alida hilft, wenigstens den Anschein zu erwecken, als sei sie die Tochter eines jüdischen Kaufmanns. Denn das Judentum hat einige Besonderheiten, die es zu beachten gibt und die Alida am Anfang noch schwer fallen zu akzeptieren wie z.B. das Frauen der Zugang zu einer Synagoge nicht gestattet ist. Doch mit der Zeit lernt Alida sich einzufügen und ich fand die aufkeimende Freundschaft der beiden Frauen sehr schön zu lesen.

Allerdings ist es gar nicht so einfach für Alida, Salomon und Mirjam nach Worms zu gelangen, um eine Audienz beim Kaiser zu erhalten, denn sie werden von Richard von Thurau einem Ritter des Deutschen Ordens aufgegriffen, der sie wieder nach Erkenwald eskortieren will. Obwohl mir Richard von Thurau am Anfang sehr unsympathisch vorkam mit seinem blinden Gehorsam gegenüber der Obrigkeit, ohne selbst seinen Verstand zu benutzen, entwickelte er sich zu einem meiner liebsten Charaktere dieses Buches. Gerade in der Verbindung mit Alida blüht dieser Charakter richtig auf und die Wortgefechte zwischen den beiden sind einfach nur köstlich.

Dagegen gehört Konrad von Westerburg zu einem der fiesesten Antagonisten, die ich je in einem Buch gelesen habe. Er wird von Rache getrieben und geht freudig über Leichen, um seine Ziele zu erreichen. Dass er damit viele Menschen ins Unglück stürzt und Lügen und Betrügen muss, macht ihm absolut nichts aus. Gerade am Anfang hat mich dieser Charakter sehr auf die Palme gebracht, denn niemand scheint ihm Einhalt zu gebieten und seinen Wahn aufzuhalten.

Darüber hinaus fand ich es auch sehr interessant, mehr über das Judentum und seine Gebräuche zu lernen und mein absolutes Highlight war, dass die Geschichte stellenweise in Worms gespielt hat. Da ich selbst in dieser Stadt wohne, habe ich einige Orte wiedererkannt, was ich sehr schön fand.

Demnach kann ich jedem dieses Buch empfehlen, der einen spannenden historischen Roman lesen möchte, über eine Grafentochter, die ihre Identität aufgibt, um ihren Vater zu retten.

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