Das Schicksal nimmt nichts, was es nicht gegeben hat.
Rezension
"Der See der verlorenen Träume"
von Josephine Katharina Groß
Lyra arbeitet als Regieassistentin am Londoner Royal Opera und ist seit einer Weile mit dem Schauspieler Lloyd zusammen. Sie sind auch schon zusammengezogen und Lyra könnte nicht glücklicher sein. Doch als sie eines Tages ihren geliebten Lloyd backstage mit einer anderen vorfindet, flieht sie aus ihrem glücklichen Leben zu ihrer Großmutter Millie. Die schlägt ihr vor, ihre Verwandtschaft am anderen Ende der Welt in Darnley besuchen zu gehen, denn sie wollte sie doch immer besuchen und ein Tapetenwechsel tue ihr auch gut. Schweren Herzens trennt sie sich von ihrem bisherigen Leben und taucht in die Vergangenheit ihrer Familie ein.
Diese Geschichte vereint ab einem gewissen Zeitpunkt zwei Genres, die mir sehr am Herzen liegen: historische Romane und Fantasy. Denn obwohl das Buch mit einer klassischen Reise in die Vergangenheit der Protagonistin Lyra beginnt, so gibt es doch im späteren Verlauf einige interessante Elemente, die ich eher im Fantasy-Bereich verordnen würde. Dies tut der Geschichte keinen Abbruch, sondern macht sie im Gegenteil in meinen Augen noch viel interessanter, allerdings muss man es vorher wissen, wenn man z.B. bei diesem Buch einen klassischen historischen Roman erwartet hat.
Mir hat es wie gesagt nichts ausgemacht und so konnte ich Lyra bei ihrer Reise ohne größere Unterbrechungen begleiten. Dabei fand ich den generellen Aufbau der Geschichte sehr interessant, denn am Anfang ihrer Reise bekommt Lyra von ihrer Großmutter Millie ihr Tagebuch, damit sie schon einmal auf das Zusammentreffen mit ihren Großtanten vorbereiten kann. Dadurch wechselt immer, wenn Lyra in diesem Tagebuch liest, automatisch die Sicht in die Vergangenheit zu ihrer Großmutter Millie und ihren Cousinen Violet, June und Grace ins Jahr 1939, sodass man ohne Bewertung von Lyra, die Geschichte ihrer Großmutter erfährt.
Und diese Geschichte hat es in sich, denn sie wird von Verlust, Schmerz und Entbehrungen begleitet, was man sich zwar denken kann, wenn man liest, dass die Geschichte im Zeitraum des Zweiten Weltkriegs spielt, allerdings ist nicht nur der Zweite Weltkrieg am Schicksal der oben genannten Frauen Schuld. Dass etwas mit ihren Tanten nicht stimmte, merkt Lyra auch sofort, als sie einige Tage mit diesen Frauen zusammenlebt und übernatürliche Dinge passieren, die ihre Tanten nicht gesehen haben wollen. Dadurch wird man automatisch in die Geschichte gezogen, da man unbedingt wissen will, welches Geheimnis diese Frauen zu bewahren versuchen.
Zudem wirkt es von Anfang an seltsam, dass alle 3 Tanten seit ihrer Geburt im „Hexenhaus“ in Darnley auf der Prince Edward Island leben und nie weggezogen sind oder sich verheiratet haben. Das Geheimnis, das dieses Verhalten verursacht hat, war zwar schauerlich und es war gut, dass Lyra dem nachgegangen ist, um sie von dieser alten Last zu befreien, allerdings habe ich mich gefragt, warum die Frauen nicht schon viel früher nach einer Lösung gesucht haben und erst 40 Jahre verstreichen lassen haben. Dies ist aber wohl Kritik auf hohem Niveau.
Begleitet wird die Geschichte von wunderschönen Illustrationen, die die Charaktere zeigen, sodass man noch einen besseren Einblick in die Welt von „Der See der verlorenen Träume“ bekommt. Alles in allem hat mir die Geschichte gut gefallen und ich kann jedem diese Geschichte empfehlen, der eine gut erzählte Geschichte über ein altes Familiengeheimnis lesen möchte.
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