Wir alle streben danach, frei, selbstbestimmt und unabhängig zu sein.
Rezension
"Spices & Fire: Scents of London"
von Katrin S. Knopp
Marie wird höchst ungewöhnlich für die damalige Gesellschaft von ihrem Vater erzogen: Sie darf ihn auf Reisen begleiten und mit ihm als gleichberechtigter Gesprächspartner über Kunst diskutieren. Dadurch stellt sich bei Marie eine gewisse Form des freigeistlichen Denkens ein und sie erwartet auch von ihrem Ehemann, dass er diese Art von ihr schätzt. Doch einen solchen Ehemann zu finden, stellt sich als schwieriger heraus als gedacht. Nur der Maler Sorretti bietet ihr die Möglichkeit, aus den gesellschaftlichen Zwängen zu entfliehen, was allerdings einen hohen Preis von ihr fordert.
Ich war schon gespannt auf dieses Buch, seitdem mir Katrin das erste Mal davon erzählt hat, dass sie einen historischen Roman schreiben wird. Vorher hatte sie nur Kinder- und Jugendbücher geschrieben, wie z. B. „Hier könnte es Drachen geben…“. Darüber hinaus hatte sie auch schon angeteasert, dass sie mit diesem historischen Roman auch zeigen möchte, wie Geschlechterrollen und Stereotype die Entwicklung eines Individuums prägen.
Genau das ist ihr mit den Protagonistinnen Marie und ihrer Cousine Bernadette sehr gut gelungen. Denn während Bernadette ganz in der Gesellschaft von London aufgeht, hat Marie immer wieder etwas an den Konventionen auszusetzen. So findet sie die Vorstellung zu heiraten mehr als grausig, weil sie Angst hat, ihre eh schon eingeschränkte Selbstbestimmtheit vollkommen zu verlieren, während Bernadette es kaum erwarten kann, endlich verheiratet zu sein.
Dadurch, dass Marie nicht so wie Bernadette erzogen worden ist, fällt es ihr schwer, auf den gesellschaftlichen Pflichtveranstaltungen für unverheiratete Frauen nur hübsch auszusehen und nicht ihre eigene Meinung zu Themen kundzutun. Dies ändert sich, als sie Edgar Lindberg und den Maler Sorretti kennenlernt. Da beide nicht immer nur in der vornehmen Gesellschaft verkehren, sondern auch das „echte“ Leben außerhalb der prunkvollen Ballsäle kennen, nehmen sie Marie so, wie sie ist.
Sie zeigen ihr eine vollkommen andere Welt, die zwar erschreckend ist, weil Leid und Elend ein ständiger Begleiter des East End sind, aber dort fühlt sich Marie auch frei und unbeschwert. Zwar ist gerade die Vergangenheit von Sorretti nicht einfach zu verdauen, aber diese Art zu leben gehört genauso in das viktorianische Zeitalter wie auch die prunkvollen Ballsäle und Abendveranstaltungen.
Ich kann jedem dieses Buch empfehlen, der eine Geschichte über eine Frau lesen möchte, die versucht, im viktorianischen Zeitalter den gesellschaftlichen Zwängen zu entfliehen.
Vielen lieben Dank an den einhorn Verlag für das Rezensionsexemplar! 💗
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