Auch aus Steinen, die Dir in den Weg gelegt werden, kannst du Schönes bauen.

 Rezension 

"Die acht Leben der Frau Mook" 

von Mirinae Lee 

Als Frau Mook der Nachrufschreiberin des Golden-Sunset-Pflegeheims acht Schlüsselbegriffe nennt, die ihr Leben am besten beschreiben, wird Frau Lee Sae-ri hellhörig. Denn es ist schon oft vorgekommen, dass die Bewohner ihre Lebensgeschichte neu erfunden haben, um interessanter zu wirken. Frau Mook nennt die Begriffe Sklavin, Fluchtkünstlerin, Mörderin, Terroristin, Spionin, Geliebte und Mutter. Den 8. Begriff verschweigt sie noch, als sie beginnt, ihre Geschichte über Gefangenschaft, Freundschaft, Mord und Spionage zu erzählen.

Auf der LBM 2025 wurde ich auf dieses Buch aufmerksam und schon da wusste ich, dass ich es unbedingt lesen muss. Denn die Geschichte einer Spionin, die versucht, in Nordkorea zu überleben, fand ich von Anfang an faszinierend.

Das Buch beginnt quasi mit dem Ende von Frau Mooks Leben, die mittlerweile fast 100 Jahre alt ist und auf ein bewegtes Leben zurückblicken kann. Sie hat sich freiwillig auf der Alzheimer-Station einquartiert, weil es dort ruhiger ist, obwohl dadurch auch ihre Freiheit beschränkt wird. Warum sie das getan hat, erfährt man erst am Ende des Buchs. Gerade diese Erzählweise, die Dinge andeutet und erst zu einem späteren Zeitpunkt auflöst, fand ich großartig.

Zudem ist das Buch in die verschiedenen Leben der Frau Mook eingeteilt, die aber nicht in der chronologisch richtigen Reihenfolge erzählt werden, sondern in einer logischen Reihenfolge, die man am Anfang vielleicht noch nicht versteht. Am Ende macht aber alles Sinn, denn die vielen unterschiedlichen Geschichten sind miteinander verwoben und geben einen Einblick in das facettenreiche Leben der Frau Mook.

Allerdings sind die Geschichten nichts für schwache Nerven. Denn das Leben der Frau Mook ist geprägt von Gewalt, Freiheitsbeschränkung, Anpassung und auch einem gewissen Überlebenswillen. Gerade die Geschichte, als sie nach Indonesien verschleppt wird und auf einer Troststation eines japanischen Militärstützpunktes „arbeiten“ musste, hat mich fassungslos zurückgelassen. Ich wusste zuvor nichts von dieser Seite des japanischen Militärs und welche Gräueltaten sie begangen haben, aber wie so oft wird die Geschichte von den Siegern geschrieben und gewisse Dinge dann auch entschuldigt. Die Frauen auf diesen Troststationen werden aufs Schlimmste misshandelt und benutzt und verlieren sehr oft auch ihren Namen, denn die Soldaten geben ihnen Kosenamen zum eigenen Vergnügen.

Dabei ist diese Geschichte noch nicht die schlimmste und steht nur für den Beginn eines entbehrungsreichen Lebens. Mir taten die Frauen in dieser Geschichte so wahnsinnig leid und ich kann immer noch nicht verstehen, wie Menschen zu so etwas fähig sein können.

Gerade weil dieses Buch so aufwühlend und unbequem ist, hat es sich in meine Jahreshighlights 2025 geschlichen und ich kann nur jedem dieses Buch empfehlen, der wissen möchte, wie eine Frau es schafft, zu überleben, obwohl sie immer wieder als Spielball der Mächtigen missbraucht wird.  

Vielen lieben Dank an den Unionsverlag für das Rezensionsexemplar! 💖 

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