Gewalt gegen Frauen geht uns alle an.
Rezension
"Coast Road"
von Alan Murrin
Als Colette Crowley ihren Mann verlässt und nach Dublin zieht, ist sie das Gesprächsthema der Bewohner des irischen Küstenstädtchens Ardglas. Denn in Irland gilt das Ehescheidungsverbot und ihre Tat ist dadurch regelrecht skandalös. Da ist es auch nicht gerade verwunderlich, dass sie wie eine Aussätzige behandelt wird, als sie zurückkehrt, um ihre Kinder sehen zu wollen. Nur Izzy Keaveney scheint Colette auf einer tieferen Ebene zu verstehen. Doch auch sie kann nicht verhindern, auf welch tragisches Ende Colette zusteuern wird.
Bevor ich das Buch gelesen habe, wusste ich nicht, dass das Ehescheidungsverbot erst am 17. Juni 1996 in Irland abgeschafft und auch nur mit einer Mehrheit von weniger als einem Prozentpunkt verabschiedet worden ist. Generell bin ich der Auffassung, dass man sich immer vorher sehr wohl überlegen sollte, ob man jemanden heiraten will oder nicht, und dann ein solches Verbot durchaus Sinn macht, um Menschen, die leichtfertig handeln, abzuschrecken. Allerdings gibt es auch Ehen, die sich nach einigen Jahren in einen regelrechten Albtraum (meistens für die Frauen) verwandeln, und mit einem solchen Verbot wird ihnen keine Möglichkeit gelassen, diesem zu entfliehen.
Um solche Ehen geht es in dem Buch „Coast Road“. Obwohl ihre Männer sie betrügen oder ihnen Gewalt antun, können sich die Frauen in „Coast Road“ nicht von ihren Männern trennen. Denn was passiert, wenn sie es tun, sehen sie an Colette Crowley. Ihre Entscheidung ist mutig in einer Gesellschaft, die ein solches Verhalten nicht toleriert, doch sie muss jeden Tag mit den Konsequenzen rechnen und wird am Ende regelrecht davon verschlungen. Mir war schon mulmig zumute, wenn ich gelesen habe, welches Leben Colette führen muss, nur weil sie eine mutige Entscheidung getroffen hat.
Zudem war ich auch wütend auf diese Gesellschaft, die zulässt, dass Frauen misshandelt werden und keine Chance haben, dagegen zu rebellieren. Diese Ungerechtigkeit macht das Buch sehr emotional und ich habe mir während des Lesens ständig gewünscht, dass Izzy, Dolores und Colette es irgendwie schaffen, aus diesem Teufelskreis auszubrechen.
Darüber hinaus zeigt das Buch auch, dass es gar nicht so lange her ist, dass Frauen gesellschaftlich eingeschränkt worden sind und keine freien Entscheidungsmöglichkeiten hatten, was mich zusätzlich sehr beschäftigt hat.
Es ist ein Buch, das emotional sehr aufwühlend ist und es hoffentlich schafft, die Gesellschaft aufzurütteln, denn solche albtraumhaften Ehen gibt es immer noch, trotz Abschaffung des Eheverbots. Ich kann jedem das Buch empfehlen, der eine Geschichte über Frauen lesen möchte, die trotz ihrer gesellschaftlichen Einschränkung jeden Tag für ihre Freiheit kämpfen.
Vielen lieben Dank an den dtv Verlag für das Rezensionsexemplar! 💖
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