Bücher sind das papierene Gedächtnis der Menschheit.
Rezension
"Die Bibliothek meines Grossvaters"
von Masateru Konishi
Die junge Lehrerin Kaede besucht einmal in der Woche ihren Großvater, der an einer seltenen Demenzerkrankung leidet. Statt Dinge zu vergessen, sieht er immer wieder lebensechte Illusionen, die ihm sein Gehirn vorgaukelt. Als Kaede ein altes Buch aus der Feder von Takeshi Setogawa in einem Online-Antiquariat findet und aus dem Buch seltsame Zeitungsausschnitte fallen, bringt sie dieses Buch direkt ihrem Großvater, denn er verfügte früher über eine einzigartige Kombinationsgabe. Zusammen versuchen sie, den letzten Fall von Takeshi Setogawa zu lösen.
Da ich mich immer freue, wenn es ein weiteres Buch aus Japan nach Deutschland geschafft hat, musste ich auch dieses Buch unbedingt lesen. Im Zentrum der Geschichte steht die Beziehung zwischen Kaede und ihrem Großvater, die all die Jahre sehr eng gewesen ist, doch nun wird sie von der Erkrankung ihres Großvaters überschattet.
Generell bin ich eigentlich Geschichten, die von dieser Erkrankung handeln, weniger aufgeschlossen, weil es für mich kein leichtes Thema ist und die meisten Geschichten dann sehr melancholisch und traurig sind. In dieser Geschichte hatte ich allerdings das Gefühl, dass das Thema Demenz anders aufgegriffen wird, weil Kaedes Großvater an einer Demenzform leidet, die ihm Illusionen beschert, und er so auch z. B. die Tatvorgänge in den Zeitungsausschnitten lebhaft vor sich sieht. Dadurch ist diese „Fähigkeit“ für den Verlauf der Geschichte sehr wertvoll.
Natürlich wird hier und da auch auf die Schattenseiten der Erkrankung hingewiesen, wie z. B. dass Kaede darauf achten muss, ob es ein guter Tag für ihren Großvater ist, und sie ihn auch nur dann um eine Einschätzung bezüglich der Zeitungsausschnitte bittet. Dennoch fand ich, dass die Erkrankung alles in allem doch sehr positiv dargestellt wurde.
Darüber hinaus fand ich die Ermittlungsarbeit von Kaede und ihrem Großvater sehr interessant. Zwar gibt sich Kaede immer alle Mühe, selbst auf die Lösung zu kommen, und bietet ihrem Großvater verschiedene Optionen, aber er scheint ihr immer einen Schritt voraus zu sein und über mehr Wissen zu verfügen. Dadurch hat mich die Aufklärung des Falls ein bisschen an die Serie „Detective Conan“ erinnert. In dieser Serie kam man auch meistens nicht selbst auf die Lösung, weil ein Detail während der Handlung noch nie erwähnt worden ist. Dennoch empfand ich die Fälle in den Zeitungsausschnitten als sehr interessant.
Nur mit dem Ende des Buchs bin ich alles andere als zufrieden, weil es für mich erzählerisch keinen Sinn gemacht hat. Man hätte dieses „Drama“ auch einfach weglassen können, weil es am Ende auch nicht gut aufgeklärt wurde.
Trotzdem kann ich jedem dieses Buch empfehlen, der lesen möchte, wie die Kraft der Literatur einem demenzkranken Mann hilft, seine Sinne zu behalten.
Vielen lieben Dank an Kiepenheuer & Witsch für das Rezensionsexemplar! 💖
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