Das Herz einer Frau ist ein tiefer Ozean voller Geheimnisse

 Rezension 

"Das Erbe der Falkensteins" von Thomas Neumeier 

Als die Reporterin Juliana eines Tages das Angebot auf ihrem Tisch liegen hat, verdeckt auf dem Landsitz der Familie Falkenstein zu ermitteln, ergreift sie gerne diese Chance. Schon lange versucht sie, Informationen über ihre verschwundene Tante Gabriela zu erhalten, die in engem Kontakt mit einem gewissen Constantin Falkenstein stand. Aus diesem Grund macht sich Juliana mit ihrem Journalistenkollegen Alexander auf zum Landsitz der Falkensteins, um ein Wochenende lang hinter die Fassade dieser Adelsfamilie zu blicken. Allerdings stellt sich die Rolle, die sie spielen muss, als nicht so einfach heraus, wie zunächst gedacht: Juliana muss die Geliebte von Valentin Falkensteins Schwester spielen und dass möglichst so gut, dass die restliche Familie Falkenstein keinen Verdacht schöpft. Kann Juliana dieser Rolle gerecht werden?

Ich habe zuerst eine Weile gebraucht, um mit dem Buch warm zu werden. Zu undurchschaubar ist am Anfang die Handlung und jeder Fortschritt von Juliana wird von den Geschwistern mit den Worten „das musst du nicht wissen“ abgetan. Am Anfang steht eher das Herrenhaus im Fokus, das detailreich beschrieben wird mit allen verborgenen Zimmern. Es vergeht erst viel Zeit, bis Juliana überhaupt einen Zugang zur Familie findet.

Dagegen sind die Kapitel, in denen man die Geschehnisse von Julianas Tante bis zu ihrem Verschwinden nachverfolgen kann, umso spannender. Man bekommt einen guten Einblick in die politischen Gegebenheiten von Rumänien zur damaligen Zeit. Man liest von Menschen, die nach Freiheit streben, fernab von einem damaligen kommunistisch geprägten Rumänien. „Vama Veche“ heißt dieser Freiheitsort und stellt gleichzeitig eine Rebellion gegen die Regierung dar. Allerdings hätte mich gerade an diesem Punkt die genauen Hintergründe interessiert, wie es dazu kam. Zudem hätte ich gerne mehr Informationen über die damalige Lage gehabt und wie ich diese in den geschichtlichen Kontext einordnen kann.

Nach dem eher schleppenden Anfang wird die Geschichte aber zunehmend spannend und immer mehr Frauen scheinen auf Gut Falkenstein zu verschwinden. Zufall oder eiskalte Berechnung? Hält sich ein kaltblütiger Mörder auf Gut Falkenstein auf? Gerade diese Fragen haben mich dazu gebracht, dass ich das Buch bis zum Ende lesen musste, weil ich unbedingt wissen musste, wer nun ein Mörder sein soll.

Allerdings gab es auch die ein oder andere Szene, die mich eher rätselnd zurückgelassen hat. Innerhalb des Buches gibt es mehrere „Duschszenen“ zwischen Juliana und Valena, die so überhaupt nicht zum Rest der Geschichte passen wollen. Vor allem da beide immer wieder betonen, dass sie hetero sind, erscheinen diese Szenen eher befremdlich, als dass sie etwas mit der Geschichte zu tun haben. Diese Szenen sollen scheinbar Nähe zwischen den beiden ausdrücken, allerdings hätte man das auch anders lösen können. Bei mir haben die Szenen leider nicht wirklich funktioniert, aber das ist auch nur meine persönliche Empfindung.

Dennoch kann ich das Buch jedem empfehlen, der einem alten Familiengeheimnis auf die Schliche kommen möchte und nicht allzu enttäuscht ist, wenn die Handlung nicht so komplex ausfällt.

 

Vielen lieben Dank an den DP Verlag für das Bereitstellen dieses Buches! 😊

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