Die schwierigste Zeit in unserem Leben ist die beste Gelegenheit, innere Stärke zu entwickeln

 Rezension 

"Die Königin des Ritz" von Melanie Benjamin

 

Paris 1940: Die Nazis haben es geschafft die Hauptstadt Frankreichs zu erobern und besetzen fortan die Stadt. Als Stützpunkt dient ihnen unter anderem das Ritz Hotel am Place Vendôme. Claude, der Geschäftsführer des Ritz Hotel und seine Frau Blanche sind wie viele Menschen in Paris erschüttert von dieser Wendung. Doch sie lassen sich nicht so schnell unterkriegen. Schon bald versuchen Claude und Blanche unabhängig voneinander auf ihre eigene Art, den Alliierten zu helfen, damit diese die Nazis wieder zurückdrängen können. Es ist allerdings ein Spiel mit dem Feuer und weder Claude noch Blanche wissen von den Abenteuern des jeweils anderen, obwohl sie das gleiche Ziel verfolgen. In der Folge entzweien sie sich nach und nach, und ihre Ehe wird ein Spiegelbild des Krieges: eine zerstörte Welt, in der Misstrauen und Angst die Oberhand gewonnen haben. Und am Ende stellt sich nur die Frage: Wird ihre Ehe den Krieg überdauern?

Ich bin noch lange nach dem Lesen dieses Buches regelrecht begeistert von der Geschichte von Claude und Blanche. Die Geschichte hat mich direkt von Anfang an gefesselt. Der Schauplatz einer besetzten Stadt zusammen mit den Gräueltaten, die die Nazis zu dieser Zeit begangen haben, hat direkt zu einer packenden und düsteren Atmosphäre geführt. Die Eheprobleme von Claude und Blanche empfand ich als einen wunderbaren Kontrast zum sonstigen Kriegsgeschehen. Zunächst wirken die Probleme lapidar und unsinnig vor dem Hintergrund eines Krieges, aber eigentlich spiegeln die Probleme nur das Kriegsgeschehen wider. Claude nimmt sich z.B. als Ausgleich zu seiner Ehe eine Geliebte, da dies französische Ehemänner eben so machen. In der Folge verliert er das Vertrauen von Blanche, und sie fragt sich bei jeder Frau, die sie trifft, ob es die Geliebte von Claude ist. Nichts anderes passiert im Krieg: Wer ist Feind? Wer ist Freund? Wem kann ich überhaupt noch trauen?

Daneben werden auch viele Probleme, die unmittelbar mit dem Krieg zusammenhängen, thematisiert: Was passiert, wenn Besatzer zu Freunden werden? Da die Nazis länger in der Stadt leben, lernen Claude wie auch Blanche mehrere Menschen kennen, die zu den verhassten Nazis gehören, aber die gleichen Sorgen und Probleme, wie sie haben. Es sind eben alles immer noch Menschen, auch wenn sie zum Feind gehören.

Zudem fand ich die Ehe trotz aller Probleme zwischen Blanche und Claude sehr schön. Zwar leben sie sich nach und nach auseinander, da sie viel zu viele Geheimnisse voreinander haben, aber das hält sie nicht davon ab, alles dafür zu tun, den anderen zu beschützen. Sie passen aufeinander auf, auch wenn sie sich voneinander entfernen. Sie lieben sich auf ihre eigene Art und dies empfand ich als sehr romantisch. Man erhält im Laufe der Geschichte auch immer mehr eine Vorstellung davon, wie Claude und Blanche sich kennengelernt haben und wie sie sich über die Jahre verändert haben.

Ebenso fand ich es interessant, wie unterschiedlich Claude und Blanche versuchen, ihr Land zu retten. Blanche wählt den aktiven Weg und gerät über ihre Freundin Lily zur Résistance. Schon bald muss sie verschiedene Botengänge erledigen, um z.B. Filmrollen ins Ausland zu schmuggeln. Claude dagegen ist passiv und versucht alles in seiner Macht Stehende zu tun, um nicht den Nazis zu missfallen. Er beugt sich ihren Befehlen und versucht die Sabotageakte seines Personals zu verhindern, um sie zu schützen. Allerdings schmuggelt auch er Menschen aus dem Land und gibt Informationen an Alliierte weiter.

Ich kann nur jedem dieses Buch empfehlen, der eine packende Geschichte über die Besetzung von Paris durch die Nazis lesen möchte, die auf wahren Begebenheiten beruht. Das Buch wird mich noch lange in Gedanken begleiten! 😊


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