Man kann seine Bestimmung nicht verfehlen, solange man seiner Sehnsucht folgt

 Rezension 

"Zwischen Tod und Leben" von Emma Marten 

 

Selena wurde ihr ganzes Leben dazu ausgebildet, eine Seelendiebin zu werden und ihrem Vater in sein Amt als Anführer der Seelendiebe nachzufolgen. Die Aufgabe eines Seelendiebes sieht vor, einem Todgeweihten kurz vor seinem Ende noch einmal die Möglichkeit zu geben, im Austausch gegen seine Seele sein Leben zu verlängern. Allerdings gibt es da nur ein Problem: Selena hasst es, eine Seelendiebin zu sein. Als sie sich vehement weigert, auf einem Schlachtfeld die Seele eines Mannes zu nehmen und sich offen gegen ihren Vater stellt, sieht ihr Vater nur eine Konsequenz: Selena soll dem Tod geopfert werden. Als Tod jedoch Selena aus dem Opferritual befreit und mit ihr flieht, fangen die Probleme gerade erst an..

Ich war von Anfang an von der Welt, in die uns das Buch „Zwischen Tod und Leben“ entführt, fasziniert. Es gibt Schwarz, Weiß und das Dazwischen. Die Gebiete sind in verschiedene Ebenen unterteilt und durch Treppen und Leitern miteinander verbunden. An manchen Stellen hat mich diese Aufteilung an ein Gemälde eines surrealen Künstlers erinnert, in denen Treppen irgendwo ins Nichts verschwinden und an anderer Stelle wiederauftauchen. In Schwarz regiert als oberster Unsterblicher der Tod, dessen Untergebene z.B. Hunger, Krankheit, Krieg und Trauer sind und auf der anderen Seite in Weiß regiert als oberste Unsterbliche das Leben mit ihren Untergebenen, die das Gegenteil zu den Untergebenen von Schwarz bilden z.B. Überfluss und Glück.

Ich fand es sehr interessant, nach und nach herauszufinden, welche Unsterbliche es gibt und vor allem wie sich ihre Fähigkeiten auswirken. Scheinbar sind alle miteinander verbunden und können nur existieren, wenn es einen Gegenpart zu ihnen gibt. Die einzige Ausnahme bildet das Schicksal und das Dazwischen. Das im Gegensatz zu Schwarz und Weiß eine bedrohliche Übergangswelt darstellt.

Zudem fand ich den Charakter von Selena sehr sympathisch. Ihr ganzes Leben wird sie dazu gezwungen, jemand zu sein, der sie eigentlich nicht ist, weil ihr Leben vorherbestimmt wurde. Allerdings lässt sie sich davon nicht unterkriegen, sondern stellt sich offen gegen ihren Vater, obwohl sie Angst hat.

Ein weiterer interessanter Charakter ist Tod. Obwohl er das nicht möchte, geht ihm das Schicksal seiner Untergebenen nahe. Er reagiert menschlich und kann sich gegen seine Gefühle nicht wehren. Dies macht ihn jedoch angreifbar und einer seiner Untergebenen sieht damit eine große Chance, seinen Platz einzunehmen. Ein schönes Dilemma, das innerhalb der Geschichte eingebettet wurde.

Darüber hinaus fand ich auch die Kapitelüberschriften gelungen. Vor jedem Kapitel erwartet den Leser einen Spruch wie z.B. „Ehrgeiz macht blind. Blind für Menschen, die einem etwas bedeuten sollten.“ Ich bin ein großer Fan solcher Überschriften, da sie einem auch immer einen Überblick darüber geben, was einen im nächsten Kapitel erwartet.

Aus diesem Grund kann ich jedem dieses Buch empfehlen, der eine spannende Geschichte in einer vollkommen neuartigen Welt erleben möchte mit zwei starken Hauptcharakteren 😊

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