Es ist immer sinnvoller, zumindest zu versuchen, das Richtige zu tun, als es von vorn herein bleiben zu lassen

 Rezension 

"Die Hüterin der Ordnung" von Philipp Mattes


Die Welt ist aus den Fugen geraten. Nur wenige Stunden trennen die Menschheit vom nahenden Weltuntergang. Shangrao, die Nichte des Jadekaisers des Reiches Pwyrin, die fernab ihrer Verwandten in der Stammburg des Jadekaisers Gundao residiert, wird von den Neuigkeiten, die das Ende der Menschheit besiegeln, unvorbereitet getroffen. Schnell wird sie von ihren Untertanen als die Lösung aller Probleme angesehen. Shangrao ist davon alles anderes als überzeugt, sieht sie sich doch eher als kleines Glühwürmchen, das durch einen Schneesturm irrt auf der Suche nach Licht und ist erstmal verängstigt gegenüber dieser Verantwortung. Wird Shangrao es schaffen, über ihren Schatten zu springen, um die Menschheit vor dem Weltuntergang zu bewahren?

Ich habe die Geschichte rund um Shangrao, die Hin und Her gerissen ist, zwischen ihren Pflichten als Nichte des Jadekaisers und ihrer Verantwortungen gegenüber ihrem Volk sehr gerne gelesen. Shangrao muss erstmal für sich selbst herausfinden, wer sie eigentlich ist und vor allem welche Art von Herrscherin sie gegenüber ihrem Volk sein möchte. Am Anfang noch von Selbstzweifeln geplagt, wird sie immer stärker und stärker und stellt sich bald als berechtigte Anwärterin für den Posten der Jadekaiserin heraus.

Natürlich schafft sie das nicht allein, sondern wird vor allem von ihrer Zeremoniemeisterin Gaomi in allen Angelegenheiten tatkräftig unterstützt. Gerade das Verhältnis zwischen Shangrao und ihren Untertanen fand ich sehr schön. Shangrao sorgt sich um ihre Untergebenen und schreckt auch nicht dafür zurück, unangenehme Entscheidungen zu treffen. So ordnet sie z.B. an, dass alle Gefolgsleute von dem Tee gegen die Zerrungen trinken dürfen, nicht nur die Herrscherfamilie. Dies stößt zunächst auf große Verwunderung, mussten die einfachen Leute diese Zerrungen bis zu diesem Tag einfach hinnehmen und aushalten.

Dies führt zu einem nächsten Punkt, den ich sehr interessant fand: die Welt von „die Hüterin der Ordnung“. Schon zu Beginn merkt man, dass die Welt aus den Fugen geraten ist. Zerrungen breiten sich wellenartig in unregelmäßigen Abständen über das Land aus und verletzen jeden außer die Herrscherfamilie. Am Anfang bleiben die Erklärungen aus, was es z.B. mit diesem Phänomen auf sich hat, aber schon bald zieht die Spannung spürbar an und man möchte unbedingt wissen, was das Geheimnis hinter allem ist. Ebenso begegnet man vielen mystischen Elementen wie z.B. einem sprechenden Schrein oder einer beschützenden Festung. Durch diese Elemente wird man nach und nach in die Handlung hineingezogen und man merkt überhaupt nicht, wie die Seiten nur so dahinfliegen.

Am Ende bleibt eine wunderbare, mystische Geschichte über eine Frau, die erst ihren Platz in der Welt finden muss, aber alles aus Liebe zu ihrem Volk tut. Ich bin sehr gespannt, welche weitere Geschichten mich in der Zukunft in diesem Novellen-Zyklus erwarten werden! 😊

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