Beim Kompromiss zahlt jeder drauf, denn er gibt ein Stück seiner Überzeugung auf.

 Rezension 

"Die Galerie am Potsdamer Platz"

von Alexandra Cedrino

 

Alice Waldmann erfährt nach dem Tod ihrer Mutter, dass sie noch Verwandte in Berlin hat. Fest entschlossen, dem auf den Grund zu gehen, fährt Alice nach Berlin, um die Familie dort über den Tod ihrer Mutter in Kenntnis zu setzen. Doch sie wird alles andere als herzlich aufgenommen. Ein altes Familiengeheimnis verschließt die Herzen ihrer Familie und macht es ihr schwer, Anschluss zu ihnen zu finden. Als Alice jedoch plant, die einst legendäre Galerie der Familie am Potsdamer Platz wiederzueröffnen, kommt endlich Bewegung in die festgefahrene Situation.

Ich fand, dass man dem Buch zu jeder Zeit seine angespannte Atmosphäre bedingt durch die Ereignisse der 30er-Jahre in Deutschland angemerkt hat. Man spürt förmlich, dass ein Machtwechsel in der Luft liegt, der sich schleichend in den Köpfen der Menschen festsetzt. Dinge, die vorher den Menschen fast egal waren, werden nun zunehmend danach abgesucht, ob es „rassisch“ ist oder „der deutschen Art entspricht“.

Gerade in der Kunst wird dies zu einem zentralen Thema, das die Protagonistin Alice am eigenen Leib erfahren muss. Als angesehene Kunsthändler hat ihre Familie immer schon mit vielen verschiedenen Künstler aus der ganzen Welt zusammengearbeitet, doch nun bekommen sie immer wieder Steine in den Weg gelegt, wenn sie eine Ausstellung von einem bestimmten Künstler zeigen wollen. Alice möchte sich aufgrund dieser Umstände aber nicht von ihrem Weg abbringen lassen, die Galerie am Potsdamer Platz wiederzueröffnen und trifft dabei auf den Erben einer Kunstsammlung Erik.

Was sich zunächst als tolle Möglichkeit herausstellt, der Galerie neues Leben einzuhauchen, entpuppt sich immer mehr als gefährliches Unterfangen, denn Erik ist ein Sympathisant der Nationalsozialisten, die immer mehr an Macht und Ansehen in der Bevölkerung gewinnen. Deswegen möchte er auch nur Bilder von deutschen Künstlern ausstellen und die Bilder verbieten, die von ausländischen Künstlern stammen. Gerade dieser Konflikt, in den Alice mit der Zeit gerät zwischen den finanziellen Möglichkeiten, die Erik der Galerie bieten könnte und den eigenen politischen Anschauungen, fand ich sehr gut umgesetzt.

Allerdings muss ich sagen, dass Alice sich in dieser Situation auch manchmal nicht gerade klug verhalten hat und statt sich auf das perfide Spiel zum Wohle der Galerie einzulassen, verärgert sie Erik, der ihr in der Folge auch viel Schaden zufügt. Ich denke jedoch, da es sich um einen ersten Band einer Reihe handelt, hat Alice in dieser Hinsicht noch Entwicklungspotential, denn sie wirkt zuweilen noch sehr naiv und weltfremd. Sie lässt noch viel zu sehr ihr Herz sprechen, anstatt dass sie länger über gewisse Vorkommnisse nachdenkt.

So ist auch die Liebesgeschichte zwischen ihr und dem Deutsch-Iren John von einem ständigen Auf und Ab geprägt. Man merkt, dass die beiden sich lieben, doch schaffen es irgendwie nicht, ihre Gefühle füreinander auch dem anderen gegenüber zu offenbaren. Dies führt zu vielen Missverständnissen, obwohl die beiden eigentlich nur das Beste füreinander wollen.

Ich bin auf jeden Fall gespannt, wie es mit den beiden weitergehen wird und auch, ob Alice ihre Galerie behalten kann. Aus diesem Grund kann ich jedem dieses Buch empfehlen, der eine atmosphärisch wirklich stark umgesetzte Geschichte über eine Frau lesen möchte, die zur Zeit des Machtwechsels eine Galerie eröffnen möchte. 

 

Vielen lieben Dank an HarperCollins für das Rezensionsexemplar! 💗

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