Wenn man der Phantasie Raum lässt, entsteht Kreativität.
Rezension
"Das Lied der Reiter"
von Manel Cass. Larroh
Der Schmied Zen Deruga erfährt am eigenen Leib, was es bedeutet, dass in Sfaïra Magie unter Strafe steht. Als seine Tochter Aliya ihre Kreativität nicht mehr verbergen möchte und oftmals mit Kohle Bilder auf die Erde malt, wird sie von Palastwachen des Gottkönigs ergriffen und in einem Ritual geopfert, damit der Gottkönig an ihr Kreo gelangen kann. Zen ist dazu verdammt, ein hilfloser Zuschauer zu sein, doch die Wut lässt etwas in seinem Inneren erwachen. Fortan ist sein einziges Ziel, den Gottkönig zu töten und das Land von seinem Wahnsinn zu befreien.
Die Welt, in der Zen Deruga lebt, ist wahrlich keine schöne Welt. Kreativität wird vollkommen unterdrückt und Werke, die damit erschaffen wurden wie z.B. Gemälde werden in einem Ritual zerstört, um an das sogenannte Kreo, eine Essenz, mit der man Magie wirken kann, zu kommen. Der Gottkönig ist ein tyrannischer Herrscher, dem allein es zusteht, diese verbotene Magie zu wirken und um seine teuflischen Machenschaften auszuüben, hat er seine Palastwachen, die ihm treu ergeben sind und nach Menschen suchen, die Kreativität ausüben. Dadurch ist die Atmosphäre des Buchs sehr düster gehalten und ich hatte gerade zu Beginn des Buchs ein sehr beklemmendes Gefühl in der Brust.
Denn Zen muss einige schwere Schicksalsschläge überwinden, um an den Punkt zu kommen, dass sein einziges verbliebenes Ziel im Leben der Tod des Gottkönigs ist. Ihm zur Seite gesellen sich nach und nach Menschen, denen Ähnliches widerfahren ist und sie demnach auch einen Hass auf den Gottkönig haben. Zwar wirkt es zunächst so, dass sie keinerlei Chancen haben, etwas gegen den Gottkönig auszurichten, doch in Zen erwacht eine Macht, die ihm hilft, einen Vorteil im Kampf gegen den Gottkönig zu erhalten.
Nach einer Legende erwachen nach und nach die Reiter, die einen Ausgleich im Kampf gegen den Gottkönig erreichen können. Doch Zen kann dieser Legende lange Zeit nicht glauben und noch weniger, dass er ausgerechnet einer dieser Reiter sein soll. Erst als er die anderen Reiter findet, wächst er nach und nach in seine Rolle, auch weil er die Magie in sich findet. Ich fand den Prozess der charakterlichen Entwicklung von Zen von einem einfachen Schmied hin zu einem Reiter nachvollziehbar, wenn er auch für meinen Geschmack etwas schneller, mehr Vertrauen in sich und seine Fähigkeiten hätte entwickeln können. Denn eigentlich fällt ihm schon viel früher auf, dass etwas ganz und gar nicht mit ihm stimmt.
Darüber hinaus fand ich es schön, dass allen Anschein nach eine Geschichte aus der Bibel als Inspirationsquelle gedient hat, denn auch in der Offenbarung des Johannes spielen die vier apokalyptischen Reiter eine wichtige Rolle als Boten der nahenden Apokalypse und des Jüngsten Gerichts. Im „Lied der Reiter“ wirkt es auch so, als ob die Welt Sfaïra kurz vor dem Untergang steht und es nur noch eine Frage der Zeit ist, bis das Land vollkommen zerstört ist. Denn immer wieder kommt es zu Erdbeben und anderen Naturkatastrophen, die weite Teile der Bevölkerung auslöschen. Allerdings dienten auch z.B. die „Planetenkinder“ als Inspirationsquelle der Autorin und sie gibt im Nachwort einige interessante Einblicke in ihre Recherche zum Buch.
Zudem sollte noch an dieser Stelle erwähnt werden, dass es sich hierbei um ein Einzelband handelt. Ein Umstand, der mittlerweile gerade im Fantasy-Genre zu einer Seltenheit geworden ist. Ich fand es großartig, denn so kann man einen schönen Leseabend mit Zen und den anderen Reitern verbringen und erlebt auch noch ein zufriedenstellendes Ende, ohne lange auf eine Fortsetzung zu warten.
Alles in allem ein gelungenes Buch, das ich jedem empfehlen kann, der eine High Fantasy Geschichte mit Elementen der Apokalyptischen Reiter lesen möchte, die eine Welt von einem Herrscher befreien müssen, der Kreativität und Magie mit dem Tod bestraft.
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