Auch wenn alle einer Meinung sind, können alle Unrecht haben.

 Rezension 

"Anaphase: Gefangene der Angst" (Band 1) 

von Lara Rone

Aoife Aubert, eine der führenden Gentechnikerinnen des Landes, steht vor Gericht, da sie unter Verdacht steht, Kontakt zur Opposition zu pflegen. Ihr wird sogar vorgeworfen, Mitglied der Opposition zu sein, da in ihrem Laborspind belastendes Material gefunden wurde. Sie selbst kann sich nicht erklären, wie dieses Material in ihren Spind gekommen, aber niemand scheint ihr zu glauben oder an der Wahrheit interessiert zu sein. Denn auch ihr Chef Lazarus Zephyr ist von ihrer Schuld überzeugt und fordert im Namen der Regierung in ihrem Fall lebenslängliche Haft. Aoife wird der Boden unter den Füßen weggezogen, doch so schnell gibt sie nicht auf.

Da ich schon das Buch „Ludentes“ von Lara Roner gelesen habe und sehr angetan von ihrem Schreibstil war und auch davon, wie sie eine dystopische kalte Welt mit wenigen Worten zum Leben erwecken kann, musste ich auch unbedingt ihre neue Dilogie „Anaphase“ lesen. Zwar ist Anaphase eine gänzlich andere Geschichte als „Ludentes“, doch in beiden Geschichten taucht ein Element auf, das mir jedes ihrer Bücher zu einem Highlight macht.

Mir gefallen vor allem immer wieder die starken Protagonistinnen in ihren Geschichten, die sich in einer unfairen Welt gegen die Obrigkeiten durchsetzen müssen, um ihr Leben so leben zu können, wie sie es wollen. Ohne etwas dagegen machen zu können, wird Aoife von Anfang an ihrer Freiheit beraubt und zu einem Leben hinter Gittern gezwungen, obwohl sie nie in Kontakt mit der Opposition gestanden hat. Zwar kann man verstehen, dass die Regierung unter Druck steht, die Opposition möglichst klein zu halten, damit nicht nur mehr Menschen auf die Idee kommen, gegen die Regierung zu agieren, allerdings ist es im Fall von Aoife einfach nur unfair.

Denn ihre Gefangenschaft ist alles andere als menschlich. Um sie zum Reden zu bringen, bekommt sie zwar einige Sonderbehandlungen wie z.B. ihren Chef Lazarus zu besuchen. Doch auch in diesen kurzen Treffen, in denen sie sich wieder wie der Mensch fühlen kann, der sie vor der Gefangenschaft war, hinterlassen diese Treffen tiefe Narben auf ihrer Seele. Denn Lazarus nutzt die seelische Verbindung, die die beiden haben aus, um an Informationen bezüglich der Opposition zu kommen. Dies fand ich ziemlich verwerflich und machten mir Lazarus mehr als unsympathisch. Zwar hatte ich am Anfang noch das Gefühl, das Lazarus ein gutes Herz hat und Aoife wirklich helfen will, aber dieser Eindruck vergeht auch sehr schnell im Laufe des Buchs.

Darüber hinaus fand ich auch die Sache mit den „Mutanten“ interessant. Der Schwerpunkt des Buchs ist zwar auf diesem ersten Teil eher auf der Gerichtsverhandlung von Aoife und der daran anschließenden Haft, aber die Mutanten werden auch immer mal wieder erwähnt. Sie scheinen zu einer wachsenden Bedrohung für die Bevölkerung zu werden und niemand weiß so wirklich, wo sie herkommen, geschweige denn wie man dieser Plage wieder Herr werden kann. Ich hoffe sehr, dass die Mutanten im zweiten Teil eine größere Rolle spielen und die Geheimnisse um diese Wesen aufgedeckt werden.

Alles in allem ist dieses Buch schon ein starker Auftakt und ich kann jedem dieses Buch empfehlen, der eine spannende Geschichte rund um eine Gentechnikerin lesen möchte, die im Mittelpunkt einer landesweiten Verschwörung steht.

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