Sei geduldig mit allen Fragen in deinem Herzen, denn die Antworten befinden sich schon in dir.

 Rezension 

"Glückstöchter - Einfach leben"

 von Stephanie Schuster 

 

Evas Geruchssinn ist einzigartig, denn sie hat die Gabe, die verschiedensten Gerüche voneinander zu unterscheiden und einzuordnen. Während ihr die Welt der Dürfte grenzenlos erscheint, fühlt sie sich in ihrem eigenen Leben zunehmend eingeengt. Und das, obwohl sie sich gegen ihre Familie durchgesetzt und begonnen hat Pharmazie zu studieren. Doch auch dies macht sie nicht wirklich glücklich. Erst die Begegnung mit den beiden Chaoten Udo und Milo und die anschließende Vorbereitung auf den Maskenball geben ihr ein Gefühl dafür, was in ihrem Leben noch alles möglich wäre.

Schon der Prolog hat mich ziemlich neugierig auf die Geschichte werden lassen, da er nur kryptisch andeutet, um wen oder was es im weiteren Verlauf der Geschichte gehen wird. Zunächst erlebt man nämlich, anders als der Prolog vermuten lässt, die Geschichte aus Sicht der Pharmazie-Studentin Eva, die mit ihrem bisherigen Leben hadert. Eva befindet sich genau in der Phase, in der man als junger Erwachsener ins Grübeln gerät, wie man sein weiteres Leben gestalten möchte. Dabei hört diese Identitätsfindung nicht bei der Berufswahl auf, sondern geht viel weiter und tiefgründiger, sodass man sich auch unweigerlich die Frage stellt, wer man eigentlich sein möchte.

Ich konnte Evas inneren Zwiespalt gut nachvollziehen, da ich denke, dass sich jeder über kurz oder lang in einer ähnlichen Phase befindet, wenn er vor der endgültigen Berufswahl steht. Zwar fand ich es schade, dass sie auch darüber nachdenkt, ihr Pharmazie-Studium abzubrechen, da sie auf mich den Eindruck gemacht hat, dass sie mit ihrer Gabe eine sehr gute Apothekerin abgegeben hätte, aber es ist nun mal Evas Leben und sie muss das machen, was sie glücklich macht.

Darüber hinaus erlebt man die Geschichte auch aus der Sicht von Anna, die anders als Eva im Jahre 1910 in Wessobrunn lebt und relativ wenig Mitspracherecht hat, wie sie ihr weiteres Leben gestalten möchte. Als Tochter des Botanikers Christoph von Quast und kurz vor dem Ereignis der „Großjährigkeit“ ist sie als Frau in der damaligen Gesellschaft quasi Freiwild, bis sie einen passenden Heiratskandidaten gefunden hat. Zwar gewährt ihr Vater ihr schon einige Freiheiten, die ungewöhnlich sind, doch auch seine Großmütigkeit kennt Grenzen. Spätestens als er eine neue Frau an seine Seite lässt, übernimmt diese den Part, Anna endlich in eine Ehe zu zwingen. Gerade diese Kapitel machten mich mehr als wütend, da ich es einfach nicht fassen konnte, dass Annas Vater nicht sieht, wie er manipuliert wird und seine einzige Tochter um ihr Erbe bringt.

Obwohl es zunächst so scheint, als ob die beiden Frauen nichts miteinander zutun haben außer, dass beider in ihren jeweiligen Leben eingeengt sind, kristallisiert sich nach und nach heraus, dass die beiden Lebensgeschichten doch mehr miteinander verwoben, sind als zunächst gedacht. Ich empfand es, als sehr spannend herauszufinden, welches Geheimnis die beiden Frauen eint und war dementsprechend schockiert, als das Buch an einer sehr brisanten Stelle einfach endet.

Demnach kann ich es kaum erwarten, dass Band 2 endlich erscheint und ich Gewissheit darüber bekomme, wie Anna und Eva zueinanderstehen. Alles in allem kann ich jedem dieses Buch empfehlen, der eine emotionale Reise zweier Frauen begleiten möchte, die sich in ihren Leben eingeengt fühlen und versuchen das zu ändern.

 Vielen lieben Dank an den FISCHER Verlag für das Rezensionsexemplar! 💗

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