Schatten unterscheiden sich nicht voneinander, egal welche Hautfarbe wir haben.
Rezension
"Evas Kinder"
von Ralf Volke
Kein geringeres Detail als die Hautfarbe bereitet der Menschheit schon seit Anbeginn der Zeit Kopfzerbrechen. Statt es so hinzunehmen, wie es nun mal ist, wird die Hautfarbe kategorisch dazu benutzt, Menschen auszugrenzen. Dies muss auch die 17-jährige Katja in ihrer Schule am eigenen Leib erfahren. Doch sie möchte gegen diesen Rassismus vorgehen und hält ein Referat darüber, wie die ersten Menschen vor 55.000 Jahren auf die Neandertaler getroffen sind, um zu zeigen, dass die verschiedenen Hautfarben eigentlich nur ein Produkt des Zufalls sind.
Während man zu Beginn des Buchs aus Katjas Sicht den alltäglichen Rassismus an einer Leipziger Schule erlebt, verändert sich die Art der Erzählung ab Katjas Referat hin zu der Zeit, als die ersten Menschen auf die Neandertaler trafen. Fortan wird die Geschichte aus der Sicht von Tade und seiner Sippe erzählt, die im Jordantal lebten. Ich fand diesen Wechsel sehr interessant, denn am Anfang hatte ich schon die Befürchtung, dass es eher ein trockenes Referat wird mit ein paar Fakten zur damaligen Zeit.
So fühlt sich der Wechsel an, als ob man nun eine Art „Abenteuerroman“ liest, denn im Fokus der Erzählung steht der Kampf ums Überleben. Tagtäglich ziehen die Jäger los, um ihre Sippe zu ernähren, und sehen sich bald mit dem Umstand konfrontiert, dass der Tierbestand immer weiter abnimmt und sie deswegen immer weniger Beute mit nach Hause bringen können. Zudem werden die Winter immer härter und viele Kinder bekommen eine Art tödlichen Husten, der sich nicht verhindern lässt. Es bleibt ihnen nichts anderes übrig, als weiterzuziehen, doch die Ältesten sträuben sich dagegen.
Nur Tade lehnt sich gegen die Ältesten auf und macht eine Expedition in den Norden, um ein neues Siedlungsgebiet zu finden. Dabei trifft er auf die ersten Neandertaler, die seine bisherige Weltsicht gehörig ins Wanken bringen. Ich fand gerade diese Konfrontation spannend, denn er reagiert so, wie man es von einem Menschen erwartet, der mit seinem Verstand nicht begreifen kann, was er sieht: mit Ablehnung. Es dauert eine sehr lange Zeit, bis er die helle Haut und den merkwürdigen Körperbau akzeptieren kann, und doch kann man ihn immer wieder dabei ertappen, wie er die helle Haut mit negativen Wörtern beschreibt. Traurigerweise ist es gerade dieser Wesenszug, der Tade menschlich und vertraut macht, denn auch nach tausend von Jahren hat sich die Menschheit in Bezug auf die Hautfarbe nicht wirklich verändert.
Wenigstens für Katja hat ihr Referat durchaus eine positive Auswirkung, sodass es vielleicht noch Hoffnung gibt. Auf jeden Fall kann ich jedem dieses Buch empfehlen, der eine spannende Erzählung über das Zusammentreffen der ersten Menschen mit den Neandertalern lesen möchte und welche Auswirkungen dies auf den „modernen“ Menschen hatte.
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