Der abstrakte Denker hat gar oft ein kaltes Herz

 Rezension 

"Paris Underground: Das kalte Herz 2" 

 von Anja Stephan

 

Scott ist immer noch auf der Suche nach seinem verlorenen Herz. Allerdings muss er dies nicht mehr allein tun, sondern bekommt tatkräftige Unterstützung von seiner neuen Ehefrau Gwendolyn. Zwar müssen sich die beiden erst noch an diese Situation gewöhnen, doch werden immer besser darin, sich gegenseitig zu vertrauen. So beginnt eine Schnitzeljagd quer durch Paris auf der Suche nach Scotts Herz.

Ich habe mich im Vorfeld schon sehr auf weitere Abenteuer mit Scott und Gwendolyn gefreut. Beide verbindet eine mehr oder weniger tragische Vergangenheit, die sie nun gemeinsam bewältigen müssen, da nur eine Ehe ihre beiden Familien vor drastischen Maßnahmen abhalten konnte. Im ersten Band stand noch ihre Vergangenheit im Fokus und ihr vorsichtiges Annähern an diese neue Situation. Nun, im zweiten Band können die Weichen für ihre gemeinsame Zukunft gestellt werden, wenn das verloren gegangene Herz von Scott ihnen noch im Weg steht.

Ich fand die Beziehung von Scott und Gwendolyn unfassbar schön erzählt, denn es geht bei den beiden am Anfang viel mehr darum, ihre seelische Wunden zu heilen. Während Gwendolyn von ihren Ex-Ehemännern schlimm behandelt worden ist wegen ihrer Narben, hat auch Scott sehr unter ihrem Leben als Halb-Elf gelitten. Doch nun haben sie Zeit und Raum, sich gegenseitig bei der Bewältigung dieser Traumata zu helfen.

Ebenso hören sie einander zu und versuchen die Situation des jeweils anderen zu verstehen z.B. möchte Scott die Narben von Gwendolyn sehen oder interessiert sich für ihren Zyklus, der bei Hochelfen etwas anders gestaltet ist. Zudem drängt Scott sie nicht zum ehelichen Beischlag, wenn sie das nicht möchte, obwohl es so Sitte bei den Elfen ist, dass die Frau gefügig sein muss. Gwendolyn kann bei ihm so sein, wie sie sein möchte und man merkt, wie sie über der Geschichte immer weiter aufblüht.

Darüber hinaus fand ich es auch schön, dass viele wichtige Themen in diesem Buch angesprochen worden sind wie z.B. Body Positivity. Obwohl Gwendolyn ein Star ist und im öffentlichen Interesse steht, ist ihr ziemlich egal, dass sie nicht den geflogenen Standards eines solchen Stars entspricht. Sie fühlt sich wohl in ihrem Körper auch mit ein paar Pfunden mehr. Dies zeigt sie auch offen nach außen und gibt jedem Kontra, der es anders sieht. So stellt sie ihren nackten Körper, der von ihren Musen gemalt worden ist, auch öffentlich in einer Kunstaustellung aus.

Ich fand, dass sich Gwendolyn als auch Scott guttun. Zwar wird das Rätsel um Scotts verlorenes Herz immer noch nicht aufgelöst, aber ich denke, es war für den weiteren Verlauf der Geschichte erst mal wichtig, die Beziehung zwischen Scott und Gwendolyn näher zu beleuchten, denn nun hat Scott ein wirklich gutes Motiv, sein Herz zu suchen: er möchte es Gwendolyn schenken.

Deswegen kann ich jedem dieses Buch empfehlen, der schon Band 1 gelesen hat und sich weiterhin von Paris und seinen Geheimnissen verzaubern lassen möchte.

Kommentare