Liebe sollte etwas Geheimnisvolles behalten, damit sie ihren Zauber nicht verliert.

 Rezension 

"Der Duft der Kirschblüten"

von Rosalie Schmidt

 

Die junge Clara Winterfeld liebt das Teehaus ihrer Eltern und verbringt jede freie Minute damit, Kunden zu bedienen oder sich neue ausgefallene Teekreationen einfallen zu lassen. Ein wahres Highlight für sie wird auch der Besuch eines langjährigen Geschäftspartners ihrer Eltern, der Besuch aus Japan mitbringt. Durch Akeno lernt sie die Welt der japanischen Grüntees kennen und verliebt sich jeden Tag ein kleines Stückchen mehr in diese fremde faszinierende Welt. Doch als es einen Wasserrohrbruch im Hause Winterfeld gibt, steht die Familie vor dem finanziellen Ruin und Clara muss eine folgenschwere Entscheidung treffen.

Diese Geschichte enthält nicht nur eine Liebesgeschichte, sondern ist in sich gesehen auch eine einzige Liebeserklärung an das schönste warme Getränk der Welt: den Tee. Wir begleiten Clara Winterfeld dabei, wie sie mehrere Jahre versucht, das Teehaus ihrer Eltern zu erhalten und ist sogar für dessen Erhaltung bereit, einen hohen Preis zu bezahlen. Da die Geschichte 1870 in Berlin spielt, ist Clara Winterfeld sowieso in ihren Tätigkeiten eingeschränkt, weil sie eine Frau ist. Als unverheiratete Frau kann sie noch ihren Eltern bei ihren täglichen Aufgaben im Teehaus helfen, doch sobald sie verheiratet ist, muss sie sich dem Willen ihres Mannes beugen.

Zwar hat Clara nie vor zu heiraten, allerdings muss sie es tun, als das Teehaus vor dem Ruin steht. Mit ihrem jahrelangen Jugendfreund Franz redet sie sich zunächst ein, dass sie es nicht besser treffen kann, doch auch Franz stellt sich als ein eher unangenehmer Zeitgenosse heraus. Er kontrolliert sie und möchte ihr verbieten, weiter im Teehaus zu arbeiten, da es sich für eine Dame ihres Standes nicht gehört. Doch Clara hat ihren ganz eigenen Kopf und versucht, gegen den Willen ihres Mannes zu handeln. Ich fand die Kapitel emotional gesehen wirklich fürchterlich, da man merkt, wie viel Clara dieses Teehaus bedeutet, und dann möchte ihr Mann ihr die einzige Tätigkeit wegnehmen, die sie erfüllt, nur um tätigkeitslos als Dame von Stand auf ihren Mann abends zu warten und Kinder zu bekommen.

Auch von der Familie bekommt Clara wenig Rückhalt, da sie Clara quasi in die Ehe zwingen, um einen Kredit für ihr Teegeschäft zu bekommen. Zwar fällt ihnen später auf, dass Clara unglücklich mit dieser Situation ist, und entschuldigen sich bei ihr, allerdings ist es dann schon zu spät. Ich musste bei diesen Kapiteln wirklich an mich halten, da sie mich sehr wütend gemacht haben. Zudem fallen Sätze von der Familie wie „die Liebe kommt schon mit der Ehe“ etc, aber gleichzeitig darf z.B. die kleine Schwester von Clara aus Liebe heiraten. Es ist schon sehr ungerecht, wie die Familie mit Clara verfährt.

Allerdings lässt Clara sich davon nicht so leicht entmutigen. Sie kämpft für ihren Traum und schreibt von sich aus Briefe an den japanischen Teehändler Akeno, um den japanischen Grüntee nach Berlin zu bringen. Auch versucht sie ihre Ehe zu lösen, als sie nicht mehr mit Franz leben kann, obwohl sie dadurch gesellschaftlich nicht mehr hoch angesehen wird. Ich fand Clara gerade in diesen Phasen ihres Lebens richtig stark und habe mit ihr mitgefiebert, dass sie ihr Glück finden wird.

Ich bin schon sehr gespannt, wie es mit Clara weitergehen wird, denn das Buch hat leider ein offenes Ende, dabei würde ich doch so gerne wissen, für welchen Weg sie sich nun entscheiden wird.  

Aus diesem Grund kann ich jedem dieses Buch empfehlen, der eine junge Frau dabei begleiten möchte, wie sie ganz allein ein Teehaus aus dem Ruin rettet, obwohl alle gegen sie sprechen. 

 

Vielen lieben Dank an den dtv Verlag für das Rezensionsexemplar! 💗

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