Was sich liebt, das neckt sich!

 Rezension 

"Zehn Jahre du und ich"

 von Pernille Hughes

 

Schon seit Jahren versuchen Becca und Charlie sich aus dem Weg zu gehen, doch ein unschönes Ereignis zwingt sie dazu, sich im gleichen Raum aufzuhalten: die Beerdigung ihrer besten Freundin Ally. Nach der Zeremonie dauert es auch nicht lange, bis Becca und Charlie sich wieder streiten, wobei sie dieses Mal der Ansicht sind, nie wieder Zeit miteinander verbringen zu müssen. Allerdings haben sie dabei die Rechnung ohne ihre Freundin Ally gemacht, die ihnen die Aufgabe gibt, ihre unvollendete Bucket List gemeinsam abzuarbeiten.

Am Anfang hatte ich so meine Bedenken, das Buch zu lesen, da ich sehr sensibel auf Geschichten reagiere, in denen ein Mensch den Kampf gegen Krebs verliert. Diese Geschichten machen mich einfach sehr traurig, da ich schon genug Menschen an diese scheußliche Krankheit verloren habe. Dennoch habe ich mich der Geschichte gestellt und muss sagen, dass ich froh bin, weitergelesen zu haben, denn das Buch ist ein heißer Anwärter für mein Jahreshighlight 2022.

Obwohl das Buch sehr traurig beginnt und man in den darauffolgenden Kapiteln zwei Menschen dabei begleitet, wie sie nach und nach versuchen, ihre Trauer zu bewältigen, bietet das Buch auch viele Stellen, in denen man einfach nur befreit auflachen kann. Das Buch schafft es, den schmalen Grat zwischen ernsten und traurigen Themen und demgegenüber lustigen und herzerfrischenden Themen perfekt auszubalancieren, sodass man am Ende mit einem warmen Lachen sagen kann „ja, genau so ist das Leben“.  

Dazu bei tragen die vielen lustigen Streitgespräche zwischen Becca und Charlie. Sie können sich wahrlich nicht leiden und halten nicht mit ihrer Meinung hinter dem Berg, wenn sie etwas an dem anderen stört. Dabei fand ich vor allem Becca einfach fabelhaft. Sie ist einer dieser tragischen Charaktere, die ständig alles geben, um ihre Ziele zu erreichen, doch irgendwie immer auf der Strecke bleiben. Becca möchte unbedingt eine berühmte Schauspielerin werden, allerdings bekommt sie von ihrer Managerin nur zweifelhafte Rollen, in denen sie in Ganzkörperkostüme schlüpfen und an Low-Budget Produktionen mitwirken muss. Dies ist zwar schon auf Dauer frustrierend, aber mehr noch bedeutet es auch, dass Becca immer Geldsorgen hat und auf die Almosen ihrer Umwelt angewiesen ist. Zudem wird sie auch bald 30 und ihr Erfolg will sich immer noch nicht einstellen. Dennoch gibt sie nicht auf und spricht sogar für Rollen vor, die vielleicht nicht unbedingt ihrem Wesen entsprechen. Ich musste einfach mit Becca mitfiebern, ob sie es doch noch schafft, berühmt zu werden.

Ganz anders habe ich hingegen Charlie wahrgenommen. Er hat es mir mitunter sehr schwer gemacht, mich für ihn zu erwärmen. Charlie ist einfach stets unentschlossen und überlässt gerne anderen für ihn zu entscheiden. So stürzt er sich schon kurz nach dem Tod seiner Verlobten in eine andere Beziehung, nur weil diese Frau ihm sagt, dass sie mit ihm zusammen sein will. Er redet sich ein, dass er auf Frauen steht, die genau wissen, was sie wollen, aber eigentlich wirkt er von außen ziemlich unglücklich damit. Deswegen konnte ich auch sehr gut nachvollziehen, warum Becca immer so wütend auf Charlie ist. Er geht einfach immer den Weg des geringsten Widerstandes.

Darüber hinaus fand ich die Idee von Ally und ihrer Bucket List ziemlich genial. So müssen Becca und Charlie ganz schön aus ihrer Komfortzone heraus, um ihrer Freundin ihre letzten Wünsche zu erfüllen.

Alles in allem hat mir das Buch richtig gut gefallen und ich werde wohl noch lange an Becca und Charlie denken. Deswegen kann ich jedem dieses Buch empfehlen, der sich einfach mal einem wunderschönen Gefühlsrausch hingeben und zwischen Weinen und Lachen merken möchte, dass das Leben die besten Geschichten schreibt. 

 

Vielen lieben Dank an den dtv Verlag für das Rezensionsexemplar! 💗

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