Wahres Glück ist, seinen Geist frei entfalten zu dürfen.

 Rezension 

"Tod einer Stadtelfe"

 von Miranda Rouge 

 

Die 15-jährige Romy hat mit den typischen Problemen einer Jugendlichen zu kämpfen und vergleicht automatisch ihr Aussehen mit dem anderer Mädchen. Sie sieht sich selbst als Außenseiterin, die nie etwas mit den hübschen und coolen Jugendlichen gemeinsam haben wird. Ein Sprachurlaub in Sidmouth stellt ihr bisheriges Leben jedoch gehörig auf den Kopf, denn dort lernt sie Anja kennen, eine der beliebtesten Schülerinnen ihrer Schule. Doch nicht nur allein die Begegnung verändert Romys bisheriges Leben, sondern Anja gestattet ihr auch nach diesem Urlaub weiterhin ein Teil ihrer Welt zu sein. Romy ist über diese Entwicklung überglücklich, aber merkt nicht, wie sie dadurch immer mehr auf die schiefe Bahn gerät.

Dieses Buch empfand ich als sehr intensiv. Zwar habe ich schon oft Serien, Filme und Bücher konsumiert, in denen die Sorgen und Probleme von Jugendlichen zentrales Thema waren, doch nie war ich nach dem Lesen so schockiert. Das Buch ist alles andere als leicht zu verdauen und ich war sehr froh gewesen, dass ich am Anfang des Buchs eine Triggerwarnung lesen konnte, um mich so auf das Buch entsprechend emotional vorzubereiten.

Denn nach einem sanften Einstieg, in dem man Romy und ihre neue beste Freundin Anja etwas näher kennenlernt und auch ihren gemeinsamen Schulalltag erlebt, bemerkt man immer deutlicher, dass die Geschichte kein gutes Ende nehmen wird. Während Romy auf Wolke Sieben schwebt und endlich zur Gruppe der beliebten Jugendlichen zählt, sieht man die Fassade von Anja immer weiter bröckeln. Sie ist eine Puppe, die mit ihren eisige Krallen das Leben ihrer glücklichen Freundin Romy zerstören möchte, nur damit sich Romy auch so kaputt wie sie selbst fühlt und sie endlich „richtige“ Freundinnen werden können. Immer deutlicher wird, dass Anja eine zutiefst traumatisierte Jugendliche ist, die nie die Gelegenheit bekam, ihre Vergangenheit angemessen zu bewältigen.

Ich denke, das Buch wird dadurch so intensiv, da man die Situation sehr gut nachempfinden kann. Wer hat nicht schon mal den Wunsch gehegt, zu den „coolen Kids“ zu gehören, wenn man mal gemobbt worden ist? Dadurch hatte ich direkt einen emotionalen Draht zu Romy, da ich selbst mehr oder weniger früher zu den Außenseitern gezählt habe. Und selbst als ich über dem Lesen gedacht habe „warum machst du das Romy? Kannst du nicht sehen, wie manipulativ Anja ist?“, so wusste ich gleichzeitig, dass ich es in dieser Situation wohl auch nicht hätte sehen wollen, wenn ich an Romys Stelle gewesen wäre. Man freut sich einfach über Aufmerksamkeit, wenn man sie noch nie bekommen hat. Nun, viele Jahre später, ist man natürlich schlauer und ich würde mich von solchen toxischen Menschen direkt entfernen, aber als Jugendliche ist man emotional gesehen einfach noch nicht so rational und überlegt.

Darüber hinaus hat mich auch Anjas Schicksal erschüttert. Zwar ist sie die manipulative Spinne der Geschichte, die Romy nur leiden lassen möchte, aber eigentlich ist sie nur so, weil sie in ihrer Kindheit schreckliche Dinge miterleben musste und niemand für sie da war. Ihre Eltern sind immer nur mit sich selbst beschäftigt und merken überhaupt nicht, wie ihre Tochter nach und nach innerlich stirbt. Natürlich kann dies nie eine Entschuldigung für die Qualen sein, die sie im Laufe der Zeit ihrer Freundin Romy antut, doch es macht das Handeln von Anja nachvollziehbarer. Am Ende des Buchs habe ich mir nur gewünscht, dass Anja schon viel früher einen Menschen gefunden hätte, der sie so akzeptiert hätte, wie sie ist und die Heilung der Wunden ihrer Vergangenheit etwas erträglicher gemacht hätte.

Alles in allem kann ich das Buch aber jedem empfehlen, der eine intensive Geschichte über eine Außenseiterin lesen möchte, die es endlich schafft, in die Clique der beliebtesten Schüler zu kommen und sich damit ins Unglück stürzt. 

Vielen lieben Dank an den NovelArc Verlag für das Rezensionsexemplar! 💗

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