Jede Katastrophe kann in eine Chance verwandelt werden!

 Rezension 

"Chicago in Flammen"

 von Jana Beck

 

Louisa wird von ihrem tyrannischen Vater als eines der berüchtigten Hurdy-Gurdy-Girls in die USA verkauft und muss sich fortan in den Saloons der Goldgräberstädte verdingen. Seit diesem Tag hat sie nie wieder etwas von ihrer Familie gehört, doch als ihr Vater stirbt, können endlich ihre Mutter und ihre kleine Schwester Cora sie in Chicago besuchen kommen. Zwar ist viel Zeit vergangen und die Schwestern sind sich fast fremd, doch Louisa gibt nicht auf ihrer Familie ein neues, schönes Leben in Amerika zu bieten. Doch eine umgestoßene Petroleumlampe in einem Kuhstall soll ihr neues Familieleben gehörig auf die Probe stellen...

Ich fand es von Anfang an spannend, ein Buch über „das große Feuer von Chicago“, das sich 1871 zugetragen hat, zu lesen. Denn außer dass ich aus einem Geschichtsbuch von dessen Existenz wusste, habe ich noch nichts darüber gelesen. So konnte ich mich vollkommen auf die Handlung einlassen und war am Ende des Buchs positiv überrascht, wie viele Geschichten, die sich damals wirklich so zugetragen haben, im Buch Platz finden. Im Nachwort erklärt die Autorin dieses oder jenes Ereignis und geht auf die Detailgenauigkeit zu den realen Vorkommnissen ein und bietet sogar eine Liste mit weiterführender Literatur, wenn man sich noch intensiver mit dem „the Great Fire“ beschäftigen möchte. Eine solche Liebe zum Detail finde ich einfach großartig, denn so merkt man auch, wie viel Herzblut in das Projekt eingeflossen ist.

Darüber hinaus ist mir auch positiv aufgefallen, wie sehr sich dieses Buch von anderen historischen Romanen abhebt. Im Gegensatz zu vielen anderen Büchern aus diesem Genre ist dieses Buch durchgängig actionreich. Louisa bleibt nach dem Ausbruch des Feuers keine Minute Zeit, großartig über ihre Handlungen nachzudenken, sondern muss ständig um das Leben ihrer Liebsten kämpfen. Dadurch tut sie viele Dinge, die auf den ersten Blick unsinnig erscheinen wie z.B. in ein Gefängnis einzubrechen, um ihren Freund Wilhelm zu befreien, doch in einer Ausnahmesituation gelten eben andere Regeln. Sie tut es meistens aus einem bestimmten Antrieb und für den kurzen Moment, in dem sie Zeit hat, Entscheidungen zu treffen, sind ihre Überlegungen durchaus nachvollziehbar.

Sie bekommt im Laufe der Handlung auch Unterstützung von dem Richter Marc, der sie eigentlich lieber hinter Gittern sehen würde, da sie die Brosche seiner Mutter entwendet hat, aber selbst er kann in einer solchen Ausnahmesituation nicht unmenschlich bleiben. So überdehnt er oftmals den rechtlichen Rahmen, um die Einwohner von Chicago vor den Flammen zu retten. Ich fand gerade das Zusammenspiel zwischen ihm und Louisa sehr schön, denn obwohl sie aus zwei verschiedenen Welten kommen, halten sie in dieser schwierigen Situation zusammen und halten sich nicht an Standesunterschieden auf.

Im Gegensatz dazu bietet Mrs Hubart einen guten Kontrast zu den beiden. Sie denkt in erster Linie nur an sich. Obwohl über all schon das Feuer wütet und Menschen um ihre Existenzen kämpfen, checkt Mrs Hubart erstmal gemütlich aus ihrem Hotel aus und sichert sich eine Kutsche, um sich und ihr geliebtes Klavier in Sicherheit zu bringen. Es wirkt in manchen Situationen schon fast komisch, mit welcher Hingabe sie sich um ihr Klavier bemüht und alles um sich herum ausblendet. Sogar das Schicksal ihres Mannes ist ihr eigentlich egal. Mrs Hubart konnte mich wirklich gut amüsieren und irgendwie habe ich auch ein wenig mit ihr mitgefiebert, ob sie und ihr Klavier den Höllentrip durch Chicago überleben werden. Manchmal braucht eine Geschichte einfach diese verrückten Charaktere.

Aus diesem Grund kann ich jedem dieses Buch empfehlen, der einen actionreichen historischen Roman über eine der schlimmsten Katastrophen des 19. Jahrhunderts lesen möchte. 

 

Vielen lieben Dank an den Edel Elements Verlag für das Rezensionsexemplar! 💕

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