Ist es sicherer außerhalb des Nebels zu bleiben oder sich in ihn zu begeben?

 Rezension 

"Das Licht aus dem Nebel" von Kornelia Schmid

Während geisterhafte Wesen in den Nebeln ihr Unwesen treiben, verstricken sich die Lebenden in einem Ränkespiel der Macht. Es kommt in der Folge zu Mordanschlägen, Betrügereien und Entthronungen, in dessen Mitte sich die Witwe Skarta Varnereu befindet, denn sie kennt das Leben auf der Straße und wird alles daran setzen, an die Spitze der Macht zu kommen. Allerdings hat sie die Rechnung nicht mit Merto Kahragon, dem Prinzen von Sarsberg, gemacht, denn er möchte ebenso die mächtigste Person weit und breit werden.

Schon während die vielen Namen und Titel am Anfang des Buchs auftauchen, hat mich die Geschichte an die Buch-Reihe „das Lied von Feuer & Eis“ oder auch „Game of Thrones“ von George R.R. Martin erinnert. Denn auch dort wüten am Anfang grässliche Monster, die aber danach erst mal keine Rolle spielen, da die Menschen sich lieber gegenseitig an die Gurgel gehen und ihre Macht vergrößern wollen. Diese Art Verwandtschaft hat mich aber nicht großartig gestört, denn die Geschichte bietet genug eigene Ideen, sodass ich es interessant fand, in diese Welt einzutauchen.

Allerdings haben mich die vielen verschiedenen Namen und in der Folge die vielen verschiedenen Perspektivwechsel doch vor eine wahre Herausforderung gestellt, sodass ich mir die Namen über dem Lesen notiert habe, um einen Überblick zu behalten. Am Ende des Buchs gibt es zwar auch ein Personenverzeichnis, jedoch benutze ich so etwas sehr selten, da ich Angst habe, mich bei den Beschreibungen der Personen zu spoilern, falls die Person noch nicht aufgetaucht ist oder die Rolle der Person innerhalb der Geschichte noch nicht erklärt worden ist. Nach einer Weile waren mir zumindest die Hauptfiguren geläufig und ich konnte mich mehr auf die Handlung konzentrieren. 

Vor allem, die Gräfin Skarta Varnereu bei ihrer Ergreifung der Macht zu begleiten, fand ich interessant. Denn eigentlich ist sie kein sympathischer Charakter und benutzt die Menschen so, wie es ihr gerade passt, um an die Spitze der Macht zu kommen. Selbst alte Liebschaften setzt sie taktisch ein, wenn es ihr irgendeinen Vorteil verschafft. Da ist es fast nicht verwunderlich, dass sie mit dem Prinzen von Sarsberg, Merto Kahragon, gemeinsame Sache machen möchte. Dieser ist ein ähnlich durchtriebener Charakter, der sogar seine Eltern opfert, um mehr Macht zu bekommen. Die beiden scheinen ein wahres Traumpaar zu sein, allerdings haben beide noch zusätzlich andere Zielsetzungen, was sie eigentlich wieder voneinander entfernt, doch irgendwie sind sie auch wieder miteinander verwoben. Bis zum Schluss bleibt es spannend, ob Skarta und Merto ihre jeweiligen Pläne am anderen vorbei, umsetzen können oder ob beide an ihren eigenen Ambitionen scheitern.

Darüber hinaus haben mich auch die Eltern von Merto – Orea und Eron Kahragon – an eine mittelalterliche Version von Mr. & Mrs. Smith erinnert. Beide können sich eigentlich nicht leiden und verbergen Dinge vor dem jeweils anderen, aber wenn es darauf ankommt, sind sie eine tyrannische Einheit und machen anderen Menschen das Leben zur Hölle. Kurz gesagt ist eigentlich kein Charakter in der Welt von „das Licht im Nebel“ großartig sympathisch, aber dadurch, dass sie alle miteinander verwoben sind, ist es spannend herauszufinden, in welche Richtung sich die Charaktere entwickeln und ob sie ihr Ziel erreichen werden.

Aus diesem Grund kann ich jedem dieses Buch empfehlen, der in eine kalte und Macht getriebene Welt eintauchen möchte und über ein gutes Namensgedächtnis verfügt.

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