Auch die weitesten Zeitreisen enden immer wieder in der Gegenwart.
Rezension
"Das Ministerium der Zeit"
von Kaliane Bradley
In der nahen Zukunft hat die britische Regierung einen Weg gefunden, durch die Zeit zu reisen. Um das Chaos zu vermeiden, das durch das Eingreifen in den Lauf der Geschichte entstehen würde, hat die Regierung sich entschieden, Kandidaten aus historischen Kriegsgebieten, Naturkatastrophen und Epidemien zu extrahieren, die eh im Lauf der Geschichte gestorben wären. So auch den Commander der Royal Navy Graham Gore. Doch es scheint, dass es in der Regierung einen Maulwurf gibt, der nicht nur gute Abschichten hegt.
Nachdem ich ein Video von der Autorin gesehen hatte, in dem sie ihr Buch vorgestellt hat, wusste ich, dass ich das Buch unbedingt lesen muss. Denn Expats, die aus verschiedenen Zeiten zusammengebracht werden, klang für mich ziemlich gut. Nicht nur, weil sie wahrscheinlich untereinander Probleme haben werden, sondern auch, weil sie erst einmal mit der Neuzeit klarkommen müssen.
So haben die meisten Expats die Weltkriege nicht miterlebt oder wissen z. B. nicht, was ein Holocaust ist. Dadurch wird auch für die Protagonistin das Zusammenleben mit einem der Expats ziemlich schwierig. Denn sie soll Graham Gore als „Brücke“ dienen und damit als Begleiterin und Unterstützerin in dieser neuen Welt. Doch es ist ziemlich herausfordernd, wenn der Mitbewohner plötzlich den Spülkasten im Bad auseinandernimmt, weil er den Mechanismus verstehen will, oder Zigaretten im Haus raucht, ohne die Erfindung des Aschenbechers zu beachten.
Ebenso fand ich es auch spannend, zu lesen, wie die Expats auf unsere neuen gesellschaftlichen Strukturen reagieren, z. B. dass es völlig egal ist, wen man liebt, oder dass Frauen eine andere Stellung innerhalb der Gesellschaft angenommen haben. So kommt es immer wieder zu interessanten Gesprächen zwischen Graham und seiner Brücke oder auch zwischen den Expats untereinander.
Darüber hinaus gibt es auch immer wieder Rückblenden in die Zeit der verschollenen Franklin-Expedition bis zu der Zeit, in der Graham in die Neuzeit gereist ist. Dabei werden immer wieder neue Aspekte der Persönlichkeit von Graham gelüftet, die dann in der Gegenwart eine wichtige Rolle spielen, weil er darüber nachgedacht hat.
Auch fand ich es interessant, dass der Roman aus der Ich-Perspektive erzählt wird und der Name der Protagonistin bis zum Ende ein spannendes Geheimnis bleibt, was mir zunächst nicht so bewusst war. Aber wie bei allen Zeitreiseromanen gibt es immer einen Twist am Ende.
Alles in allem kann ich das Buch jedem empfehlen, der eine spannende Geschichte über ein Zeitreiseexperiment lesen möchte, in der Menschen aus der Vergangenheit mit unserer chaotischen Neuzeit lernen müssen, klarzukommen.
Vielen lieben Dank an das Bloggerportal von Penguin Randomhouse für das Rezensionsexemplar! 💖
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