Der Mensch ist dem Menschen ein Wolf..und eben manchmal auch ein Fuchs

 Rezension 

"Der Tuchfuchs" von Ellen C. Flynn 

 

 

Aidan Abraham Towell wurde nichts im Leben geschenkt. Nachdem er aus dem Siebenjährigen Krieg heimgekehrt ist, versucht er im Tuchhandel Fuß zu fassen. Mit der Hilfe von Hugh Wilson, der schnell wie ein Vater für ihn wird und ihm einen Kredit verschafft, damit er in den Handel einsteigen kann, schwingt er sich im Laufe der Zeit zum zweitgrößten Händler in Manchester auf und wird von allen nur noch der „Tuchfuchs“ genannt. Allerdings wird sein Aufstieg nicht von allen positiv aufgenommen. John Weston, ein Gentleman der alten Gesellschaft und Vorsitzender der Magistrate von Manchester und Salford, fühlt sich persönlich angegriffen, dass ein „Pleb“ in seinen Reihen Platz gefunden hat. Als Aidan Towell es wagt ihm seinen langjährigen Auftraggeber „Bellrish & Fitch“ abspenstig zu machen, beginnt ein gefährliches Spiel für Aidan, dass er nicht ohne Verluste gewinnen kann. Doch er muss sich John Weston nicht allein entgegenstellen. Gillian Pollett, eine junge Witwe aus Marlow, die seit frühster Kindheit Erfahrung mit der Tuchherstellung hat, drängt sich ebenso verbissen in sein Leben und möchte mit einer eigenen Manufaktur auch Fuß in Manchester fassen.

Besonders gut gefallen hat mir an diesem Buch, dass der Autorin eine lebendige Darstellung des früheren Manchesters des Jahres 1764 fabelhaft gelungen ist. Man merkt dem Buch an, dass die geschichtlichen Details sehr gut recherchiert worden sind und man lernt über dem Lesen automatisch diese Zeit mit all ihren Schattenseiten kennen. Doch nicht nur geschichtlich bietet das Buch einiges, sondern auch die Auseinandersetzungen zwischen John Weston und Aidan Towell in Bezug auf den Handel, sind großartig geschrieben. Da ich selbst einen betriebswirtschaftlichen Hintergrund habe, gehören diese Dialoge zum Besten, was ich bisher in diesem Bereich gelesen habe. Gerade an diesem Punkt, muss ich jedoch betonen, dass dieses Buch keine „seichte“ Kost, die man mal eben so nebenher lesen kann. Man sollte sich bewusst auf das Buch einlassen, denn erst dann entfaltet es sein volles Potenzial und man kommt man in den Genuss der vielen kleinen Details und lässt sich in der Folge, wie von selbst, in den Handelskrieg rund um die Krone des Exports mitreißen.

Allerdings erwartet den Leser nicht nur eine geschichtlich akkurate Erzählung über den Tuchhandel, sondern auch die Liebe hat in dem Buch Platz gefunden. Diese drängt sich jedoch dem Leser nicht auf und bleibt über weite Teile eher im Hintergrund, was ich als sehr angenehm empfunden habe, da es echt wirkt und nicht auf Biegen und Brechen integriert worden ist.

Mein Lieblingscharakter dieses Buches war sehr schnell Gillian Pollett geworden. Ich liebe und feiere es jedes Mal, wenn eine starke Frau versucht in einer patriarchalischen Welt Fuß zu fassen und sich selbst zu verwirklichen. Sie lässt sich vom Leben nicht unterkriegen, nachdem ihr Mann verstorben ist, sondern kämpft dafür eine unabhängige Unternehmerin zu werden. Sie hätte durchaus die Möglichkeit gehabt einen neuen Mann zu finden und sich ihrem Schicksal als Hausfrau und Mutter zu ergeben, aber Gillian Pollett geht einen unbequemeren Weg und mischt die Magistrate von Manchester und Stanford gehörig auf. Einen Charakterzug, den ich sehr begrüße und der mich mit Gillian hat mitfiebern lassen, ob sie ihren Traum verwirklichen kann.

Ich habe es sehr genossen die Höhen und Tiefen von Aidan und Gillian und den strategischen Machtkampf zweier ebenbürtiger Kontrahenten rund um den Tuchhandel mitzuverfolgen. Demnach kann ich das Buch jedem empfehlen, der einen spannenden und gut recherchierten, historischen Roman sucht! Es lohnt sich sehr und ich warte sehnsüchtig auf einen Nachfolger! 🐺😊

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