Es ist nicht immer einfach für seine Träume zu kämpfen, aber es ist es immer wert!

 Rezension

"Die Hofgärtnerin − Frühlingsträume" von Rena Rosenthal 

Schon seit ihren frühen Kindheitstagen ist Marleene von der Pflanzen- und Blumenwelt begeistert. Begierig saugt sie jede Information auf, die ihr ihr Vater liefert, denn ihr Vater ist Gärtner in der Hofgärtnerei der Familie Goldbach in Oldenburg. Am liebsten würde Marleene auch später eine Gärtnerlehre absolvieren, aber da gibt es ein Problem: Marleene ist eine Frau und im Jahre 1881 war es undenkbar, dass eine Frau eine solche Tätigkeit aufnimmt. Als dann noch ihr Vater plötzlich verstirbt, steht sie mit ihrer Mutter vor dem Nichts und muss eine Stelle als Zimmermädchen in einem Hotel aufnehmen. Doch eines Tages hält Marleene diesen Zustand nicht mehr aus und trifft eine folgenschwere Entscheidung: Aus Marleene wird Marten, der neue Lehrling der Hofgärtnerei der Familie Goldbach.

Der Klappentext hat mich direkt von Anfang an gepackt. Eine Frau, die gegen alle gesellschaftlichen Widerstände ihre Träume verfolgt? Dieses Buch musste ich einfach lesen. Ich fand es auf der einen Seite schön, Marleene auf ihrem Weg zu begleiten, aber habe auch auf der anderen Seite ein wenig mit ihr gelitten, dass sie einfach nicht die sein darf, die sie ist, wenn sie ihre Träume verwirklichen möchte. Marleene ist einfach eine durch und durch sympathische Person, die an erster Stelle ihre Familie setzt, bevor sie an sich denkt. So überlegt sie lange hin und her, ob sie ihren Plan wirklich in die Tat umsetzen soll, weil sie Angst hat, dass sie danach ihre Mutter nicht mehr versorgen kann. Sie verkauft sogar ihre wenigen Habseligkeiten, die ihr geblieben sind, nur um genug finanzielle Mittel zu haben, um den Plan in die Tat umzusetzen.

Ich fand es im Laufe des Buches einfach ungerecht, wie Frauen zur damaligen Zeit behandelt worden sind. Ihnen wurde die Fähigkeit zum logischen Denken aberkannt, sie bekamen keinen Mathematik-Unterricht, sodass sie noch mehr in ihrer Berufswahl eingeschränkt worden sind, und darüber hinaus war sowieso die landläufige Meinung, die natürliche Aufgabe der Frau sei der Haushalt und die Mutterschaft. Niemand hinterfragt dieses Frauenbild. Jeder schnürt die Frauen in dieses gesellschaftliche Zwangskorsett und empfinden es als das Normalste der Welt. Umso mehr hat es mich gefreut, dass Marleene sich dagegen auflehnt und eben dann als Mann verkleidet eine Gärtnerlehre beginnt. Dadurch zeigt sie auch, dass Frauen doch dazu fähig sind, eine solche „Männer-Tätigkeit“ auszuüben, auch wenn es gesellschaftlich nicht ihre Aufgabe zu sein scheint.

Interessant fand ich auch in diesem Zusammenhang die Rolle von Dorothea von Wallenhorst innerhalb der Geschichte. Als Tochter aus gutem Hause hat sie die Möglichkeit, als einer der ersten Frauen auf eine Gartenbauschule zu gehen. Zwar ist sie mit dem Abschluss dieser Schule eine ausgebildete Gärtnerin, wird aber in der Hofgärtnerei alles andere als so behandelt. Obwohl sie einen Abschluss hat, bekommt sie nur genauso viel Geld wie ein Lehrling und muss die schwere Gartenarbeit mit einem Arbeitskorsett und einem Rock bewältigen. Zudem wird sie von ihren „Arbeitskollegen“ nur belächelt und nicht ernst genommen. Allerdings lässt sich Dorothea davon nicht unterkriegen. Sie sagt offen ihre Meinung und ist eine Stimme für die Frauen dieser Zeit. Am Anfang war mir Dorothea noch unsympathisch, aber dies änderte sich schnell. Sie ist einfach eine bewundernswerte und starke Frau, die sich trotz ihres Standes für eine bessere Welt einsetzt.

Darüber hinaus fand ich auch am Ende des Buches, als Julius und Marleene an den Plänen zu dem neuen Garten des Großherzogs gearbeitet haben, die Botschaft berührend, die sich daraus ergeben hat. Es sollte kein angelegter Garten sein, sondern ein offener, natürlicher, in der die Pflanzen so wachsen dürfen, wie sie es auch in der Natur machen würden. Der Großherzog möchte weg von den alten ausgetreten Wegen und eine neue Zeit einläuten. Vielleicht auch eine neue Zeit für die Frauen? Ich bin auf jeden Fall sehr gespannt, wie die Reise von Marleene weitergehen wird, denn es wird einen 2. Band geben. Diese Nachricht am Ende zu lesen, hat mich auf jeden Fall sehr gefreut.

Aus diesem Grund kann ich jedem dieses Buch empfehlen, der das perfekte Buch für einen frühlingshaften Tag sucht und dazu Frauen auf ihrer Reise in ihre Unabhängigkeit begleiten möchte! Ich für meinen Teil drücke ihnen auf jeden Fall ganz fest die Daumen 😊🌻 

Vielen lieben Dank an das Bloggerportal für das Bereitstellen des Buches! 💖

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