Man lebt zweimal: das erste Mal in der Wirklichkeit, das zweite Mal in der Erinnerung

 Rezension 

"Die Rose im Staub" von Sarah Skitschak

 

Nakhara lebt in einem Stamm von Wasserdieben in den Wüstenlanden. Ihr Leben ist von Entbehrungen gezeichnet und jeden Tag kämpft der Stamm gegen die Widrigkeiten der Wüste an. Allerdings haben sie sich dieses Leben selbst ausgesucht, denn in nicht allzu fern erhebt sich eine Stadt aus den Wüstenlanden, die mehr als genug Wasser zur Verfügung hat. Aus diesem Grund schleichen sich die Wasserdiebe in bestimmten Abständen in die Stadt, um Wasser zu stehlen und es ihren Gottheiten darzubringen, damit diese sie mit Wasser segnen und sie nicht abhängig von dieser Stadt werden, denn sie steht für alles, was ihnen genommen wurde. Doch eines Tages läuft bei einem Wasserdiebstahl in der Stadt etwas schief und Nakhara trifft auf Daegon. Und ihre alte Welt hört auf zu existieren..

Schon im Vorwort droht das Buch „diese Seiten wollen dir nicht immer gefallen. Sie werden sich mit beladenen Worten in deinen Händen bäumen“ und genau diesen Eindruck hat das Buch auch während des Lesens auf mich gemacht. Dieses Buch kann man nicht einfach mal so zwischendurch lesen, sondern das Buch braucht Aufmerksamkeit und man muss sich auch in gewisser Weise darauf einlassen können. Denn der Schreibstil ist sehr ungewöhnlich. Kunstvoll und schmuckhaft wird die Geschichte von Nakhara und Daegon abwechselnd erzählt und mutet so auf mancher Seite wie eine Erzählung von Shakespeare an. Dies muss man mögen. Ich für meinen Teil liebe Shakespeare und ungewöhnliche Erzählformen, denn ich habe schon sehr viele Bücher in meiner Vergangenheit gelesen, sodass ich mich freue, wenn ich Bücher entdecke, die sich fernab der ausgetretenen Pfade aufhalten. Dennoch kann ich es verstehen, wenn jemand nicht direkt warm mit dem Buch wird und erst mal seine Zeit braucht, um reinzukommen.

Hat man sich erst an den Schreibstil gewöhnt, erwartet den Leser eine Geschichte mit einem starken Kontrast, der aber nicht bewertet wird und mich an eine moderne Version von „Romeo und Julia“ in der Wüste erinnert hat. Auf der einen Seite leben die Wasserdiebe in der Wüste unter lebensunwürdigen Umständen und auf der anderen Seite leben die Menschen in einer Stadt mit Wasser im Überfluss. Schon allein dieser Umstand birgt genügend Konfliktpotenzial. Allerdings wird es weitaus komplizierter, als sich der Sohn des Senators in eine Frau aus dem Wüstenvolk verliebt. So wird er von seinem Vater verstoßen und muss fortan an der Seite von Nakhara einen Weg in die Freiheit finden, wobei das schwerer ist als gedacht, kann er doch keinen Menschen töten. Er wirkt in dieser Welt wie ein Sonderling, wo doch alle um ihn herum nicht davor zurückschrecken, anderen Menschen Gewalt anzutun, sei es, um die anderen zu bestrafen oder sich einen Vorteil vor den anderen zu verschaffen. Die Charaktere in diesem Buch haben alle ihre Ecken und Kanten und treffen oftmals aus Sicht des Lesers falsche Entscheidungen, aber das Buch bewertet diese Handlungen nicht.

Allerdings treibt alle Charaktere den „Durst nach Freiheit“ an. Die Wüstenrose empfand ich fast als Sinnbild für diese Situation. Trotz aller Widerstände wächst die Wüstenrose und lässt sich von nichts und niemandem unterkriegen. Sie ist hartnäckig und erkämpft sich ihren Platz in der Welt. Genauso wie dieses Buch. Ja, es ist ungewöhnlich. Aber sollte man sich nicht über die Bücher freuen, die einfach anders sind? Ich für meinen Teil bin sehr froh, dieses Buch gelesen zu haben, denn es war erfrischend anders. Und ich liebe anders!

Aus diesem Grund kann ich jedem dieses Buch empfehlen, der auf der Suche nach einem ungewöhnlichen Buch ist mit Charakteren, die sich ihren Platz in der Welt hartnäckig erkämpfen müssen! 

 

Vielen lieben Dank an Edition Roter Drache für das Bereitstellen des Buches! 💖

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