Willst du den Charakter eines Menschen erkennen, so gib ihm Macht

 Rezension 

"Priest of Lies: Der Kampf um den Rosenthron" (Band 2) von Peter McLean 

 

Tomas Piety, Militärgeistlicher und Anführer der Pious Men, ließ es auf seiner Hochzeit am Ende von Band 1 mit einer Explosion, die hunderte Menschen das Leben kostete, ordentlich krachen. Nun lebt er mit seiner Frau Ailsa in einer Villa im noblen Viertel Trader’s Row in Ellinburg und geht seinen täglichen Geschäften als Anführer der Pious Men nach. Zudem wird er auch von Ailsa in die noble Gesellschaft eingeführt, was Tomas als Sohn eines einfach Maurers überhaupt nicht gefällt. Allerdings dauert es nicht lange, bis sich schlechte Nachrichten in Ellinburg verbreiten. Das Kriegsregiment wird endlich aufgelöst und alle Bandenmitglieder, die vorher in Ellinburg etwas zu sagen haben, kommen zurück und sie treibt nur ein Gedanke an: die Rückeroberung ihres Territoriums.

Ich war im Vorfeld sehr gespannt, wie es mit Tomas Piety weitergehen wird. Schon nach wenigen Seiten war ich wieder mitten im Kampf um Ellinburg und fieberte mit Tomas und den Pious Men mit, wie sie ihre Macht in Ellinburg festigen und vor allem vergrößern wollen. Aus Sicht von Tomas liest sich die Geschichte wie eine Art Tagebuch, das in relativ kurze Kapitel eingeteilt ist und die Handlung so schnell voranschreitet. Immer wieder erscheinen die Dinge nicht so, wie sie sind und altbekannte Gesichter lassen ihre Masken fallen und outen sich als Queens Men und damit als Spione der Königin.

Gerade diesen Aspekt habe ich als großen Pluspunkt empfunden. Das Buch bietet viele Wendungen, mit denen ich nicht gerechnet habe, aber gleichzeitig erfährt man mehr über die Machtstrukturen der Queens Men und welche Motive Ailsa antreibt, eine von ihnen zu sein. Man lernt die andere Seite der Macht kennen, die nicht durch Gewalt auf den Straßen errungen wird, sondern in den Hinterzimmern bei politischen Banketten ausgeübt wird. Tomas wirkt dabei wie ein Fremdkörper und eckt bei so mancher Etikette an, aber unterstreicht damit gleichzeitig seine eigene Machtlosigkeit, denn die Konflikte der Adeligen werden nicht mit Waffengewalt gelöst. Diese Form der Macht ist gefährlicher, denn er muss seinen Gegnern immer zwei Schritte voraus sein. Deswegen fand ich die Reise von Ailsa und Tomas nach Dannsberg, zum Hauptsitz der Königin, mit am besten, da man so einen tieferen Einblick in die politischen Ränkespiele bekommt.

Zudem fand ich auch schön, wie die Charaktere sich im Laufe der Geschichte entwickelt haben. Vor allem die Vater-Sohn-Beziehung, die zwischen Billy the Boy und Tomas entsteht, fand ich in dem ganzen Chaos sehr schön zu lesen. Aber auch das Verhältnis zwischen Tomas und seiner rechten Hand Bloody Anne fand ich stark. Die Pious Men sind eben eine richtige Familie, die zusammenhält, wenn es hart auf hart kommt.

Deswegen bleibt mir nur noch zu sagen, dass ich wieder sehr gerne mit den Pious Men mitgefiebert habe und jedem, der die Reihe rund um einen Militärgeistlichen und seiner Bande noch nicht gelesen, nur wärmstens empfehlen, dies endlich zu ändern. Ich bin so gespannt, wie es mit Tomas Piety weitergehen wird 😊 

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