Du musst die Vergangenheit loslassen, damit die Zukunft eine Chance hat.

 Rezension 

"Die Siegel des Todes" 

von Peter Orontes 

 

Als der Waisenjunge Elias mit letzter Kraft auf den Kutschbock des Wasenmeisters Utz Herrlinger klettert, ist sein bisheriges Leben in seinem Kopf vollkommen ausgelöscht. Er weiß weder, wer er ist, noch was er im Wald gesucht hat. Nur ein kupfernes Medaillon um seinen Hals ist ihm aus seiner Vergangenheit geblieben. Doch als er herauszufinden versucht, was es mit diesem Medaillon auf sich hat, befindet er sich in ständiger Gefahr. Dagegen weiß die junge Ranghild als einzige Überlebende ihrer Familie sehr wohl, was ihr passiert ist, und muss jeden Tag gegen die Dämonen ihrer Vergangenheit ankämpfen.

 Zunächst war ich abgeschreckt, als ich gesehen habe, dass das Buch über 680 Seiten hat, aber immer wieder zog mich das Cover in seinen Bann, sodass ich mich dann doch entschlossen habe, dem Buch eine Chance zu geben. Im Nachhinein kann ich nun sagen, dass ich froh bin, mich überwunden zu haben, denn das Buch hat mich fabelhaft unterhalten. Zudem habe ich das Buch innerhalb weniger Tage verschlungen, denn immer wieder kam es zu Ereignissen innerhalb der Handlung, die das Buch sehr kurzweilig gemacht haben, da es so spannend wurde.

Zum einen begleitet man den Waisenjungen Elias, der keine Erinnerung an seine Vergangenheit hat und versucht das zu ändern und auf der anderen Seite begleitet man die junge Ranghild, die schmerzhafte Erinnerungen an ihre Vergangenheit hat und nur versucht, diese zu vergessen. Diese Ausgangssituation fand ich schon ziemlich spannend, denn man merkt, dass die beiden auf irgendeine Art eine Verbindung zueinander haben, aber sich eigentlich nicht kennen und erst viel später im Buch voneinander erfahren.

Während Elias ständig auf der Flucht ist und verschiedene Positionen innerhalb der damaligen Gesellschaft durchläuft, hat Ranghild die Möglichkeit, die Kunst der Medizin zu lernen und so den Standesunterschieden auf eine gewisse Weise zu entfliehen. Denn wenn man z.B. zur unteren Gesellschaftsschicht gehört wie z.B. ein Wasenmeister oder das fahrende Volk, darf man kaum am gesellschaftlichen Leben teilnehmen. Es ist diesen Menschen auch nicht gestattet, in der gleichen Gaststätte, wie die übrige Bevölkerung zu speisen, obwohl sie wichtige Funktionen innerhalb der Gesellschaft einnehmen. Der Wasenmeister oder auch Schindler genannt, kümmert sich um die toten Tiere und gewinnt noch wertvolle Rohstoffe aus ihnen, was für die damalige Gesellschaft sicherlich wertvoll war, aber von ihr nicht gerne übernommen wird. Unangenehme Aufgaben wurden auf andere verteilt und damit sie auch wirklich nichts mehr damit zu tun haben, wurden diese Menschen auch aus der Gesellschaft verbannt. Auch wenn der Wasenmeister Utz Herrlinger in diesem Buch alles andere als ein freundlicher Zeitgenosse ist, so haben diese Menschen das einfach nicht verdient.

Darüber hinaus spielen in diesem Buch auch wieder viele damalige Annahmen eine Rolle, die mit unserem heutigen Kenntnisstand völlig absurd sind. Sei es die Rolle der Frau in der Gesellschaft oder auch der medizinische Wissensstand der „Ärzte“. Ich bin immer wieder erstaunt, wie die Menschheit überleben konnte, wenn die Ärzte damals solch merkwürdige Theorien vertreten haben. Allerdings sieht man auch so, wie die Menschheit sich Stück für Stück versucht hat zu erklären, wie etwas funktioniert und vielleicht gäbe es unsere heutige Medizin auch gar nicht, wenn diese Annahmen nie stattgefunden hätten. Dennoch glaube ich, dass es im Mittelalter sicherer war, nie krank zu werden, als sich behandeln zu lassen.

Alles in allem ist es ein wirklich gutes Buch und ich kann es nur jedem empfehlen, der einen neuen spannenden historischen Roman zur Zeit des Mittelalters sucht.

 

Vielen lieben Dank an Harper Collins für das Rezensionsexemplar! 💗

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