Die Sehnsucht ist es, die uns're Seele nährt und nicht die Erfüllung.

 Rezension 

"Die Töchter der Ärztin"

 von Helene Sommerfeld 


Toni möchte trotz der Bedenken ihrer Mutter Ricarda und ihrer Schwester Henny in das Land ihrer Sehnsucht zurückkehren: Ostafrika. Schon als Kind war sie von diesem Land fasziniert, aber war noch viel zu klein, um wirklich die Schönheit dieses Ortes zu begreifen. Sie möchte den Menschen dort bei der medizinischen Versorgung helfen und den Aufbau einer Klinik in Daressalam unterstützen. Doch ihre selbstlose Tat verursacht einige Probleme, denn sie wird ein Opfer von skrupellosen Menschen, die sich für das Leid der Menschen in Ostafrika nicht wirklich interessieren. Als sie spurlos verschwendet, setzt ihre Schwester Henny in Berlin alles daran, sie wieder zu finden.

Da ich schon die dreibändige Reihe „die Polizeiärztin Magda Fuchs“ verschlungen habe, in der die Ärztin Ricarda Thomasius am Ende einen kurzen Auftritt hat und die Reihe quasi mit „die Töchter der Ärztin“ fortgesetzt wird, musste ich dieses Buch unbedingt lesen. Natürlich ist es auch möglich dieses Buch völlig ohne Vorkenntnisse zu lesen, da es primär nur um das Leben von Toni und Henny Thomasius geht und Magda Fuchs keine Rolle mehr spielt. Nur hier und da liest man von „alten Bekannten“, die aber immer wieder im Kontext erklärt werden, sodass man nicht viel verpasst, wenn man „die Polizeiärztin Magda Fuchs“ nicht gelesen hat.

So begleitet man im Laufe der Geschichte Toni und Henny auf ihrem jeweiligen Lebensweg, der sich meist sehr von dem unterscheidet, was sich Ricarda für ihre Töchter wünscht. Zwar hält Ricarda mit ihrer Meinung nie hinter dem Berg und sagt ihren Töchtern sehr deutlich, was sie von ihren Plänen hält, aber gleichzeitig hält sie sie auch nie davon ab, ihre eigenen Erfahrungen zu machen. So lässt sie Toni nach Afrika ziehen, obwohl ihr nicht wohl dabei ist (und auch im Nachhinein Recht damit hat). Ebenso mischt sie sich auch nicht ein, als ihr Henny offenbart, dass sie wieder mit ihrem Ex-Mann zusammenkommen möchte. Ich fand Ricarda in diesen Momenten sehr bewundernswert, denn man merkt schon, dass es ihr schwerfällt, aber sie entscheidet sich dafür, ihren Töchtern zu vertrauen, dass sie die richtige Entscheidung für sich treffen.

Darüber hinaus fand ich auch den Mut von Toni bewundernswert, ganz allein in ein Land zu reisen als Frau im Jahre 1928. Zu einer Zeit, in der eine Frau noch kein selbstbestimmtes Leben führen konnte ohne einen Mann an ihrer Seite. Sie tut es trotzdem und trotz vieler Widerstände versucht sie etwas in Daressalam zu verändern. Denn schon kurz nach ihrer Ankunft wird sie auf eine Wurminfektion aufmerksam, die sich vollkommen anders auswirkt, als sie es gelernt hat. Sofort ist ihr Interesse geweckt und sie versucht herauszufinden, wie sie den Menschen helfen kann. Allerdings kann sie nicht auf die Hilfe ihrer Kollegen hoffen, denn die wollen schon auch die Situation in Daressalam verändern, aber sind noch zu sehr in ihrer eigenen Vorstellungswelt befangen oder verfolgen noch andere Interessen. Zudem ist es auch ein Problem, dass sie eine weiße Frau ist und viele ihrer Kollegen nehmen sie nicht ernst und sehen sie nur als möglicher Zeitvertreib für vergnügliche Stunden.

Allerdings schafft es Toni schon, sich aufmerksam zu verschaffen, wenn dies auch dazu führt, dass sie bald als verschollen gilt. Alles in allem war es ein wirklich spannender Roman und ich freue mich schon sehr auf die Fortsetzung.

Aus diesem Grund kann ich jedem dieses Buch empfehlen, der zwei Schwestern auf ihrem Lebensweg begleiten möchten, die unterschiedlicher nicht sein könnten und doch füreinander einstehen, wenn es hart auf hart kommt. 

 

Vielen Dank an den dtv Verlag für das Rezensionsexemplar! 💗

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