Familie - der Ort, an dem das wahre Leben beginnt.

 Rezension 

"Die Familie" von Naomi Krupitsky

 

Sofia Colicchio und ihre Freundin Antonia Russo leben in Brooklyn in einem Viertel namens Red Hook im Jahre 1928. Ihre Eltern mussten auf Anweisung ihres Bosses Tommy Fianzo dorthin ziehen, da er Hilfe bei seinen Geschäften in Brooklyn braucht. Sie wissen nicht genau, welcher Tätigkeit ihre Eltern nachgehen, aber meist sagen sie, dass sie im „Import/Export“ tätig sind. Zudem dürfen sie auch nicht wie normale Kinder nach draußen gehen, sondern müssen zu Hause bleiben unter ständiger Bewachung. Dies schweißt die beiden Freundinnen zusammen, doch als eines Tages Antonias Vater ermordet wird, entsteht ein tiefer Graben zwischen den Freundinnen.

Meine Begeisterung für Geschichten über die Mafia begann schon mit dem US-amerikanischen Film „the Godfather“ aus dem Jahr 1972 von Francis Ford Coppola. Mir hat besonders gut an dieser Thematik gefallen, dass diese Verbrecherorganisation gegenüber sonstigen Gruppierungen einen familiären Bezug hat. Die Familie steht an allererster Stelle und die Verbundenheit der einzelnen Mitglieder ist zu jeder Zeit spürbar. Auch wenn es dadurch leichter zu Unstimmigkeiten kommen kann, wie in jeder großen Familie üblich, war ich dennoch von diesem Konzept begeistert.

Das Konzept der Verbundenheit spielt auch in dem Buch „die Familie“ eine Rolle, denn wir erleben die Geschichte aus den Augen der beiden Kinder Sofia Colicchio und Antonia Russo. Sie können noch nicht begreifen, was in ihrer Umgebung geschieht und warum sie dies oder das machen müssen, aber durch Andeutungen versteht man als Leser ziemlich schnell, in welche Art „Familie“ die beiden Freundinnen hineingeboren worden sind. Ich fand diese Art der Erzählstruktur ziemlich interessant und habe die beiden Freundinnen gerne über die Jahre im Buch begleitet.

Denn sobald die beiden Erwachsen sind, verstehen sie schon, was von ihnen erwartet wird als Mitglieder dieser Familie. Allerdings müssen sie erst noch ihren Platz in diesem Gefüge finden. Während Antonia schon früh ihren Vater verliert und dadurch fortan mit einer Mutter zusammenleben muss, die ihren Lebenswillen verloren hat, hat Sofia mehr Möglichkeiten sich auszuprobieren, denn ihr Vater Joey hat viel Macht innerhalb der Familie. Obwohl die beiden Freundinnen unter ähnlichen Voraussetzungen in ihr Leben starten, reißt das Schicksal die beiden auseinander. Nach dem Tod von Antonias Vater reden die beiden nicht mehr miteinander, denn Antonia spürt förmlich, dass ihr Vater nicht auf natürlichem Wege verschwunden ist und die Familie Russo nicht ganz unschuldig daran ist.

Ich fand es auf der einen Seite traurig, dass sie beiden sich auseinandergelebt haben, aber konnte Antonia auch gleichzeitig sehr gut verstehen. Denn ihr wurde quasi alles genommen und Sofia kann immer noch fernab der Realität wie eine Prinzessin leben. Dadurch erschien mir Antonia auch ein kleines bisschen sympathischer, denn obwohl ihr das Schicksal übel mitgespielt hat, kämpft sie für eine bessere Zukunft und baut sich eine eigene Familie auf. Sofia hingegen weiß nicht wirklich, was sie mit ihrem Leben anfangen soll, und testet eher nur die Grenzen gegenüber ihrem Vater aus.

 Doch wie das Leben so spielt, bekommen beide Jahre später eine zweite Chance und der Spruch „Blut ist dicker als Wasser“ bekommt nochmal eine gänzlich neue Bedeutung.

Alles in allem kann ich das Buch jedem empfehlen, der eine gute Mafia-Geschichte lesen und zwei Freundinnen dabei begleiten möchte, wie es sich in so einer Familie lebt. 

 

Vielen lieben Dank an den dtv-Verlag für das Rezensionsexemplar! 💗

Kommentare

Beliebte Posts