Jeder weiß, wie viel Uhr es ist, aber wie spät es ist, begreift niemand.

 Rezension 

"Der Uhrmacher in der Filigree Street" 

von Natasha Pulley 

Nathaniel Steepleton arbeitet in der Telegrafieabteilung des Innenministeriums. Als er sich während einer Nachtschicht wundert, dass die Telegrafen quasi stillstehen, bekommt er plötzlich eine Nachricht von Scottland Yard über eine Bombendrohung in genau 6 Monaten. Da er nur ein einfacher Angestellter ist, wird er nicht über die weiteren Pläne der Verhinderung in Kenntnis gesetzt. Bis eine geheimnisvolle Uhr in seinen Besitz gerät, die ihn vor dem Anschlag warnt.

Zunächst hatte ich meine Probleme einen Anschluss in die Welt von Natasha Pulley zu finden, vor allem, weil ich das Leben von Nathaniel Steepleton einfach nicht spannend fand. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass sich hinter diesem langweilig anmutenden Leben eine spannende Geschichte verbirgt.

Dieser Eindruck ändert sich dann aber schlagartig, als Nathaniel auf Keita Mori trifft, der Erfinder der Uhr, die ihn vor dem Anschlag gewarnt hat. Denn Keito Mori ist ein Charakter, den man selten in Büchern antrifft und wirkt damit erfrischend, weil er so anders ist. Als Hellseher lebt er ständig in mehreren Zeiten gleichzeitig und verliert Fähigkeiten z.B. gutes Englisch zu sprechen, wenn sich etwas in der Zukunft ändern wird. Dies macht die Geschichte spannend, weil man nie weiß, wie Keita Mori sich verhalten wird.

Darüber hinaus ist Keita Mori auch der Erfinder eines mechanischen Oktopusses namens Katsu, der gerne Socken stiehlt. Obwohl Keita Mori ihn erschaffen hat, kann er leider nicht beeinflussen, was Katsu macht, weil er ein zufallsgesteuertes Getriebe hat. Am Anfang findet Nathaniel die Begegnung mit Katsu merkwürdig, aber schon bald annektiert er ihn als Haustier und streichelt ihn sogar, wenn er auf seinen Schoß hüpft. Katsu ist einfach der heimliche Star des Buchs und ich habe mich sogar bei dem Gedanken erwischt, dass ich überlegt habe, dass ich auch gerne so einen Katsu hätte.

Ein weiterer interessanter Charakter dieser Geschichte ist Grace Garrow. Eine Frau, die Karriere als Naturwissenschaftlerin machen will, aber es wegen der herrschenden Gesellschaft aus Männern schwer hat, Fuß zu fassen. So ist es quasi wichtiger für alle Beteiligten, dass sie schnell einen Ehemann findet und nicht nächtelang in ihrem Büro über Forschungsergebnissen brütet. Mir war Grace Garrow von Anfang an sympathisch und ich mochte, dass sie ihren Weg geht und ihre Meinung offen sagt, anstatt das zu machen, was andere von ihr verlangen.

Bei all den interessanten Charakteren tritt fast die eigentliche Geschichte über den Bombenanschlag von Scottland Yard in den Hintergrund, was aber nicht weiter schlimm ist und man aber am besten selber herausfindet. Ich kann jedem dieses Buch empfehlen, der eine interessante Geschichte über einen Uhrmacher lesen möchte, dessen Erfindungen die Fähigkeit haben, die Zeit zu verändern.

 

Vielen lieben Dank an die HobbitPresse für das Rezensionsexemplar! 💗

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