Es gibt mehr Ding’ im Himmel und auf Erden, als Eure Schulweisheit sich träumt.

 Rezension 

"A Midsummer's Nightmare" 

von Noah Stoffers 

Ari Campbell gehört zur Studierendenschaft des altehrwürdigen Elite College „Murray College“, das sich auf der schottischen Insel Hilma befindet. Obwohl dey immer wieder mit gemischten Gefühlen zum College zurückkehrt, ist sie von der Insel jedes Mal aufs Neue fasziniert. Mystisch und erhaben thront das College auf gewaltigen Felsen und scheint so aus einer anderen Zeit zu stammen. Es dauert auch nicht lange bis Ari merkt, dass sie Geister von Menschen sehen kann, die ihr Leben auf dieser Insel gelassen haben. Die sonstigen Probleme von Collegestudenten wie Rivalitäten, romantische Gefühle und Leistungsdruck geraten in weite Ferne, denn ein Mörder treibt auf Saint Hilma sein Unwesen.

Als ich gelesen habe, dass es in diesem Buch um Schottland und Shakespeare geht, musste ich es unbedingt lesen, denn ich dachte mir schon, dass es nur gut werden kann. Natürlich bekam ich im Vorfeld auch schon ein paar Diskussionen mit, die sich um den Hauptcharakter des Buchs gedreht haben, denn dey ist non-binär und transmaskulin, aber dieser „Umstand“ hat mich nicht davon abgehalten das Buch zu lesen, denn es hat für mich einfach keine Rolle gespielt.

Mehr noch hat es das Buch geschafft, dass ich ein besseres Bewusstsein für die Gedankenwelt von non-binären Personen bekommen habe. Da ich selbst nie diesen Gedankenprozess durchgemacht habe, ist es manchmal schwer sich hineinzufühlen, wie es einer anderen Person geht. Bei dem Thema „non-binär“ habe ich zwar verstanden, was es wortwörtlich bedeutet, aber ich habe mir nie überlegt, wie es für diese Person sein muss.

Der Hauptcharakter Ari zeigt deutlich, wie schwer es ist sich zu outen bzw. zu dem zu stehen, wer man eigentlich wirklich ist und dann mit den Reaktionen seiner Umwelt klarkommen muss. Dies beginnt noch harmlos mit der falschen Ansprache und endet damit, dass man aufgrund von sichtbaren Geschlechtsmerkmalen falsch ein kategorisiert wird und z.B. einfach als non-binäre Person dem Mädchenflur zugeordnet wird. Ari leidet darunter als Frau wahrgenommen zu werden, weil jeder ihre Brüste und ihre viel zu kurvigen Hüften sieht. Ich kann mir nicht mal ansatzweise vorstellen, wie schlimm das ist, ständig mit diesen Vorurteilen zu kämpfen und dadurch nie derjenige sein zu können, der man eigentlich sein möchte.

Neben diesem sehr intensiven Teil von Aris Seelenwelt, der mich nachdenklich gestimmt hat, geht es auch um Geister und Übernatürliche Phänomene inklusive leichter Superhelden-Vibes. Denn Ari und ihre Freunde entwickeln nach und nach interessante Fähigkeiten, die sie sich nicht erklären können. Doch viel Zeit sich darüber Gedanken zu machen, bleibt nicht, denn es verschwinden immer wieder Studenten und im Hintergrund operiert auch eine Geheimgesellschaft, die in jedem Jahrgang auf die Suche nach neuen Anwärtern geht. Ob die beiden Dinge, etwas miteinander zu tun haben, werde ich an dieser Stelle nicht verraten, aber es bleibt auf jeden Fall spannend, dem Geheimnis der verschwundenen Studenten auf den Grund zu gehen.

Ich kann jedem dieses Buch empfehlen, der eine „Dark Academia“ Geschichte lesen möchte, die tiefer geht und dabei das Seelenleben einer non-binären Person aufdeckt, die dafür kämpft, als die Person wahrgenommen zu werden, die dey ist. 

 

 Vielen lieben Dank an den Droemer Knaur Verlag für das Rezensionsexemplar! 💗

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